meinungsstark:
Keinen Impfausweis mehr suchen
„Gesundheit lässt sich nicht technisch lösen“,
taz vom 30. 12. 19
Stellen wir uns doch eine Welt vor, in der der Impfausweis nicht gesucht werden müsste, die Medikamente, Allergien und Unverträglichkeiten bekannt wären. Es würde Arbeit erleichtern und die Sicherheit erhöhen. Ich kann das ganze vorgeschobene Gejammere über den Datenschutz nicht mehr hören. Der Skandal ist nicht, dass diese Technik eingeführt werden soll, sondern dass sie immer noch nicht eingeführt ist! Wenn jeder bestimmen kann, ob diese Befunde zentral gespeichert werden, kann man es einfach ablehnen. Warum kam es zu diesen Verzögerungen, und wer hat daran verdient?
Fabian Lohaus, Dresden
Freiheit und Feuerwerk
„Feinstaubalarm zu Silvester“,
taz vom 31. 12. 19
Für die, die den bereits weit fortgeschrittenen Klimawandel wirklich ernst nehmen, kann es zum Silvester-Feuerwerk und zu anderen nicht „lebensnotwendigen“ Luftverschmutzungen keine zwei Meinungen geben. Und, bei allem Verständnis für gegenseitige Rücksichtnahme auf feierliche Präferenzen und Gebräuche, auch die Toleranzressourcen können aus umweltbedingtem Anlass nicht unendlich sein. Denn die Wahrnehmung von Verantwortung zu Einschränkungen und Verboten gehört bekanntlich zu der Wahrnehmung von Freiheit dazu; wäre es anders, müsste man die Freiheit effektiv als Chaos bezeichnen. Dass der Gesetzgeber gleichwohl die Regeln für Feuerwerk vorerst nicht restriktiver gestalten und somit weiterhin auf einsichtige Selbstbeschränkung von Handel und Verbrauch setzen will, ist natürlich nicht zuletzt dem usuellen politischen Opportunismus geschuldet. Und so dürf(t)en wir auch künftig mittels Böllerei weniger undefinierbar böse Geister vertreiben als vielmehr klimatisch definierte böse Geister rufen. Jene womöglich, die wir nicht mehr loswerden.
Ira Bartsch, Lichtenau-Herbram
Die Betrachtung von Zeiträumen
„Die neuen 20er“ und Leserbrief,
taz vom 28. 12. 19 und 31. 12. 19
Es ist schon richtig, wenn Herr Pohl in seinem Leserbrief anführt, dass jedes Kind beim Zählen mit der 1 anstatt mit der 0 beginnt, und dass die Finger erst bei der 10 aufgebraucht sind. Anders als beim Zählen verhält es sich aber bei der Betrachtung von Zeiträumen. Da benutzen wir nämlich sinnvollerweise sehr wohl die 0! Zum Vergleich schauen wir mal auf das Leben als solches. Es beginnt mit der Geburt; sie gilt als die Stunde 0 des Lebens. Es folgt das erste Lebensjahr, das einen Tag vor dem (oder: am) 1. Geburtstag endet, womit das zweite Lebensjahr eingeläutet wird, das wiederum mit dem 2. Geburtstag endet usw. Ebenso anschaulich: Das 20. Jahrhundert begann am 1. 1. 1900 (man beachte die Null am Ende!!) und endete am 31. 12. 1999, so dass das 21. Jahrhundert pünktlich am 1. 1. 2000 beginnen konnte. Jetzt ist der Sprung zu den Jahrzehnten nicht mehr so groß: Das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts begann am 1. 1. 2000 und endete mit dem Silvestertag 2009, das zweite Jahrzehnt begann mit dem 1. 1. 2010 und endet mit dem heutigen 31. 12. 2019. Der 1. 1. 2020 markiert also den Beginn des dritten Jahrzehnts, das mit Fug und Recht die 20er Jahre genannt wird. Alle Klarheiten beseitigt? Christian Burgmann, Bonn
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