heute in bremen: „Es gibt genug Müll auf den Straßen“
Katrin Zeise, 44, ist Gründerin der Initiative „Clean up your City – Bremen“ (Kontakt: cleanupyourcity@web.de).
Interview Alina Götz
taz: Frau Zeise, ist es Zufall, dass Ihre Müllsammelaktion kurz nach Silvester stattfindet?
Katrin Zeise: Nein, das ist schon so gewollt. Es wird sicherlich wieder eine Menge Silvestermüll anfallen.
Warum haben Sie die Initiative gegründet?
Ich habe im Urlaub Müll am Strand gesehen und begonnen, den einzusammeln. Dann habe ich mich gefragt, warum ich das nur im Urlaub mache und nicht auch in meiner Stadt. In Bremen gibt es genug Müll auf den Straßen, der da nicht hingehört. Es hat sich dann zufällig ergeben, dass die Klima-Werk-Stadt letztes Jahr eine Müll-AG gegründet hat. Da bin ich eingestiegen und hab eine Facebook-Gruppe eröffnet, um sich zu Clean-ups zu verabreden.
Seitdem sammeln Sie regelmäßig mit Freiwilligen Müll?
Erst mit Bekannten, aber dann wollte ich auch fremde und vor allem mehr Menschen zu Clean-ups animieren. Über soziale Netzwerke und mit eigenem Logo klappt das ganz gut. „Findorff Fair-putzen“ findet nun zum zweiten Mal statt – ab jetzt einmal monatlich! Mein Wunsch wäre, dass es in jedem Stadtteil Paten für privat organisierte Clean-ups gibt.
Ist das nicht eigentlich Aufgabe der Stadt?
Jeder muss bei sich selbst anfangen. Es liegt ja auch im Ermessen jedes Einzelnen, überhaupt weniger Müll zu kaufen. Mal so zum Vergleich: Inzwischen landet rund viermal so viel Plastik, wie in den 50er Jahren produziert wurde, allein im Meer! Außerdem macht das Sammeln zusammen mehr Spaß und es gibt eine Belohnung.
Aufräumaktion „Findorff FAIR-putzen“, jeden ersten Sonntag im Monat, 14.30 Uhr, Second-Plant, Neukirchstraße 29, Buffet um 17 Uhr (Anmeldung unter secondplant@outlook.com)
Das gemeinsame Essen danach.
Genau, beispielsweise mit dem Zero-Waste-Buffet, das Katarzyna Swendrowski für uns zaubert. Sie rettet Obst und Gemüse, das eine Delle hat und nicht mehr zu verkaufen ist.
Wenn das Essen gerettet ist, wofür werden die sieben Euro Kostenbeteiligung genutzt?
Für den Lebensunterhalt der Köchin. Außerdem stockt sie aus ihren eigenen Vorräten auf. Und das Buffet findet schließlich in ihrem Wohnzimmer statt. Weitere kulinarische Clean-ups mit anderen Anbietern sind in Planung.
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