: Kirchen suchen Sinn
Viele sanierte Dorfkirchen in Brandenburg werden nicht genutzt
Viele der rund 1.400 Brandenburger Dorfkirchen brauchen nach Ansicht des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg neue Nutzungskonzepte. „Anders als vor 30 Jahren haben wir heute nicht mehr das Problem, dass uns die Kirchen einstürzen“, sagte der Geschäftsführer des Dachverbandes, Bernd Janowski. „Dafür haben wir das Problem, wie die mittlerweile häufig sanierten Dorfkirchen in Zukunft weiter genutzt werden.“
Es müsse auch innerhalb der evangelischen Landeskirche stärker über mögliche Nutzungserweiterungen der Gebäude nachgedacht werden. Schon heute stünden viele Kirchen das ganze Jahr über leer. Schon zwei bis drei Gottesdienste jährlich und dazu ein, zwei Konzerte machten den Unterhalt und Erhalt eines Gotteshauses sinnvoll, sagte Janowski: „Aber es muss jemanden vor Ort geben, der das organisiert und sich darum kümmert.“
Viele der Fördervereine, die sich seit 1990 zur Sanierung der Dorfkirchen gegründet haben, seien mittlerweile überaltert. „Die Mitglieder sind in die Jahre gekommen und es fehlt an Nachwuchs, der die Arbeit fortführen möchte und kann.“ Die jungen Leute seien weggezogen oder nur am Wochenende in der Heimat. „Und viele in dieser Generation wollen sich auch nicht mehr langfristig an einen Verein binden“, sagte Janowski.
Weniger Fördervereine
Diese Entwicklung zeige sich auch am Rückgang von Vereinsneugründungen. Der Förderkreis als Dachverband hat seit 2002 jährlich bis zu fünf neu gegründete Kirchbauvereine mit einem Startkapital von jeweils 2.500 Euro unterstützt. „Hatten wir anfangs noch bis zu 25 Bewerbungen jährlich von neuen Fördervereinen, sind es seit einigen Jahren nur noch Bewerbungen im einstelligen Bereich“, sagte der Geschäftsführer. Mit dem neuen Jahr werde das Programm deshalb nach 17 Jahren eingestellt. Insgesamt haben 96 Vereine die Anschubfinanzierung bekommen.
Auch der 1990 gegründete Förderkreis selbst kämpft laut Janowski mit Überalterung. Unter den knapp 640 Mitgliedern, darunter auch Kirchengemeinden, Firmen und Fördervereine, seien kaum junge Menschen. Die Zahl der Neumitglieder sei rückläufig.
Nach Angaben der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz befanden sich 1990 fast 1.200 der rund 1.400 Dorfkirchen Brandenburgs in einem baulich alarmierendem Zustand. Heute seien nur noch weniger als 200 Kirchengebäude gefährdet. Mehr als 400 der sanierten Dorfkirchen würden über den Gottesdienst hinaus auch durch Dorfgemeinschaften, Vereine und übergemeindliche Veranstalter genutzt. (epd)
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