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Archiv-Artikel

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Angela Merkels Weigerung, sich einem zweiten TV-Duell mit Gerhard Schröder zu stellen, ist die Ankündigung der Wiederkehr Kohl’scher Arroganz. Aber die Meinungshegemonie wird’s schon transportieren

Von DAH
Rock ’n’ Roll ist, wenn er authentisch ist, subversiv. Joschka Fischer musiziert aber inzwischen in der Phil-Collins-Liga … nicht meine Musik

taz: Was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Nach Bertelsmann bildet nun auch Springer ein Komplettkartell.

Was wird besser in dieser?

Spiegel und Spiegel TV hätten endlich einen Grund, von ihrem Rechtskurs abzulassen.

Heute startet Joschka Fischer seine Wahlkampftour. Wer will, kann mit ihm im Tourbus fahren. Wäre das was für Sie?

Rock ’n’ Roll ist, wenn er authentisch ist, subversiv. Fischer musiziert aber inzwischen in der Phil-Collins-Liga … nicht meine Musik.

Wie wär’s dann mit der grünen Wahlbar, da wollen Künast, Trittin & Co. 48 Stunden auf die WählerInnen einreden?

Die stehen wirklich voll zu ihrem Fraktionsvize und, um im Bild zu bleiben, Basisten Ströbele: Der muss seinen Kreuzberg-Friedrichshain-Wahlkreis direkt gewinnen oder ist weg vom Fenster – und sie fahren das schwere Geschütz ein Häuschen weiter in Mitte auf. Man wird Ströbele nicht Protektion des Establishments vorwerfen können.

Auch Angela Merkel und Gerhard Schröder werben um Wähler. Zum TV-Duell treffen sie sich aber nur einmal – das aber stundenlang. Was halten Sie von diesem Kompromiss?

Die KollegInnen sind nicht zu beneiden! Vier ModeratorInnen reden kränzchenweise auf zwei hochinteressante Antagonisten ein, die man am liebsten ohne jede Einmischung frei streiten sähe – Direktablage Papierkorb. Wirklich gut werden die ModeratorInnen sein, die den Mund halten. Die bekommen aber dann anschließend von ihrer Senderhierarchie den Kopf gewaschen, die Fahne nicht knatternd genug geschwenkt zu haben. Schade um die vergeigte Gelegenheit.

Es heißt, Fernsehen mache Kluge klüger und Dumme dümmer. Gilt das für das Duell?

Die Experten haben sich noch nicht ehrlich darüber gemacht, ob TV-Vermittlungskompetenz eine Kirmessportart ist – oder Notwendigkeit in einer medialen Demokratie. Ich neige zu letzterer Auffassung und sehe in Merkels Gebaren die Ankündigung der Wiederkehr Kohl’scher Arroganz. Sie setzt auf den Achtungserfolg, der im ersten Durchgang üblich ist, und stellt sich weder dem Lackmustest im zweiten. Noch wagt sie anderswo Festlegung. Die Spin-Doktoren werden die Parole „Merkel punktet auf Schröders ureigenem Gebiet“ ausgeben, und – siehe Springer-Pro7-Sat1 – die Meinungshegemonie wird’s transportieren.

Ab dieser Woche befasst sich das Bundesverfassungsgericht mit der Frage, ob die Vertrauensfrage verfassungsgemäß war. Was tun die Politiker, wenn es negativ entscheidet?

Sich über Köhler kaputtlachen. Wenn das nicht von vorne bis hinten von Verfassungsjuristen redigiert war, ist er ’ne Lachnummer. Also erstens – das geht so durch; zweitens – sonst Köhler kaputt, und drittens – verfassungsgemäß hätte Köhler ohnehin den Vorsitzenden der stärksten Fraktion, hier also Müntefering, mit der Regierungsbildung beauftragen müssen nach der gescheiterten Vertrauensfrage. Der würde dann mit Merkel über eine große Koalition bis zum Ende der Legislatur reden müssen.

Bliebe Merkel bis 2006 Kanzlerkandidatin?

Ja.

Nach den Anschlägen in London brodelt die Debatte um neue Sicherheitsgesetze. Nun fordert auch Innenminister Schily die „Sicherungshaft“: Eine sinnvolle Maßnahme?

Ja, hier wird sinnvoll der Gefahr vorgebeugt, dass Linksliberale wie Beckstein weniger weitgehenden Quatsch reden.

Gerne wird jetzt wieder eine verbesserte Integration gefordert, nach dem Motto: Nur wer deutsch kann, gehört hierher. Ist Sprache tatsächlich der Schlüssel zur Integration?

Ja.

Am Wochenende ist die Bundesliga wieder losgegangen. Was dürfen wir von der Saison vor der WM erwarten?

Schonungsloses Meinungsrülpsen über die jungen und diesbezüglich empfindlichen Nationalmannschaftskandidaten. Da müssen sie durch.

Und was macht Borussia Dortmund zum Saisonstart?

Jupp Schmiedeskamp sagt : Saisonziel Nichtabstieg. Und der versteht da wesentlich mehr von als ich. FRAGEN: DAH