wortwechsel
: „Wir sind Frösche –
im Kochtopf“

taz Autor Bernhard Pötter beschrieb „acht konkrete Maßnahmen, um die Erde zu retten“.
taz LeserInnen denken mit und denken weiter. Müssen wir alle wieder in WGs ziehen?

Verheerende Buschbrände in Australien: „Solidarity“-Demonstration vor dem Büro der Liberal Party in Sydney, Australien Foto: Steven Saphore/AAP images/reuters

„Was hilft gegen den Klimawandel?

Machen wir es einfach“,

taz vom 30. 11./1. 12. 19

Wir brauchen die Tiere

Machen wir es (uns) einfach? Das Grünland ist der Bereich mit der höchsten Artenvielfalt und zudem ein exzellenter Humus- und CO2-Speicher. Leider auch mit den höchsten Flächen- und Artenverlusten. Ohne Tierhaltung ist das aber nicht zu erhalten. Und wo bekommt der Biolandwirt seinen Stickstoffdünger her? Optimalerweise aus Mist. Aufforstung von Grünland oder Umwandlung in Sojaäcker für Tofu würde unseren Ökosystemen und der Artenvielfalt schweren Schaden zufügen. Außerdem: Der Verzicht auf Fleisch wird leicht überbewertet: Gegenüber fleischreduzierter Kost spart veganes Essen gerade mal 0,27 Tonnen CO2 pro Jahr. Dagegen sparen 2 Grad niedrigere Raumtemperatur 0,28 Tonnen. Konsequent Strom sparen spart 0,45 Tonnen, mit Solarthermie 0,6 Tonnen (so zumindest unsere gemessenen Werte). Für Klima und Artenschutz sollte man Fleischkonsum reduzieren und regional vom Biobauern kaufen. Das hilft dem Klima und der Biodiversität. Manuel Haus, Tübingen

Das Zauberwort: sparen!

Ich fasse es nicht. So ein Schwachsinn wie Carbon Capture and Storage (CCS) wird ernsthaft in Erwägung gezogen – und die grundlegende Voraussetzung einer Energiewende wird nicht einmal erwähnt: Energie sparen! Das Energiesparen ist anscheinend völlig aus der Mode gekommen. Ohne das wird es allerdings nicht gehen, da auch erneuerbare Energien endlich sind und auch nicht ins Unendliche ausgebaut werden können.

Ludwig Gebauer, Adenbüttel

God save the cows

Ich schreibe Ihnen nicht nur, weil mir die Kühe in jahrzehntelanger Zusammenarbeit sehr ans Herz gewachsen sind, sondern weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass sie für eine gesunde, dauerhafte Bodenfruchtbarkeit und eine hohe Nahrungsqualität außerordentlich wertvolle Dienste für uns Menschen leisten. Zu der Ansicht, Kühe sollen Klimakiller sein, kann man gelangen, wenn man sich nur auf einen Faktor im Gesamtgeschehen der Landwirtschaft konzentriert. Kühe sind aber eben keine Klimakiller, wenn man sie ökologisch und wiederkäuergerecht füttert und pro Fläche nicht mehr Tiere gehalten werden, als von dieser ernährt werden können. Seit 10.000 Jahren züchtet und kultiviert der Mensch Tiere. Der Anstieg der klimaschädlichen Gase setzt aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein. Das hängt in erster Linie mit dem Verbrennen von Kohle und Öl zusammen. Neuere Studien zeigen, dass die Landwirtschaft, wenn sie ökologisch betrieben wird und die Kühe vorwiegend mit Grünfutter gefüttert werden, nicht Klima schädigend ist, sondern sogar den Klimawandel mindert. Dr. Anita Idel zeigt in ihrem Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller“ sehr kenntnisreich die Zusammenhänge auf. Karlheinz Jahraus, Westheim

Keiner verbietet Autos

Klimastreikende genießen wenig Wohlwollen der Regierenden. Die Regierenden üben sich in Doppelmoral. Genötigt haben sie ein Klimapaket geboren, was überwiegend ein faules Ei ist.

Wie bei der Energiewende wird Konzernen die „Wende“ vergoldet, profitabler gemacht. Mit Steuertricks undurchsichtig gemacht, schöne große Worte, nichts dahinter. Jeder zahlt in bestem Glauben aus seiner Tasche für alle Wenden, die eher nichts wenden. Wenn sich Markus Söder für die Autoindustrie mehr Patriotismus wünscht, ist das vielsagend.Die Klimaleugner bringt es in Stimmung.

Spott bis Hass richtet sich gegen Klimastreikende und Umweltverbände, die mit Vorliebe zu Zerstörern der Autoindustrie erklärt werden. Kein Umweltfreund will das, keiner will Autos verbieten – und das eigne ebenso nicht.

Roland Winkler, Aue

Die CO2-Uhr läuft ab

In anderen Worten: We’re fucked.

Cededa Trpimirović auf taz.de

@Cededa Trpimirović, falls Sie das wirklich glauben, biete ich Ihnen folgende Wette an: Wir treffen uns in genau zwanzig Jahren wieder, und ich wette, dass es dann noch Holland und auch Tuvalu gibt – und zwar nicht untergegangen –, und ebenso wird es noch Frühling, Sommer, Herbst und Winter geben, schöne Sommer und viel frische Luft.

Sie bestimmen den Wetteinsatz.

Thomas Schöffel auf taz.de

@Thomas Schöffel @Cededa

Lassen sie sich lieber nicht darauf ein, unsere Auswirkungen haben eine Verzögerung von 50 bis 60 Jahren, und das heißt, wir können wissen, dass die Welt unrettbar verloren ist – während wir es nicht merken. Wir sind Frösche im Kochtopf. Hier die Uhr zum Weltuntergang, wenn keiner diesen Wahnsinn stoppt:

www.mcc-berlin.net…k/carbon_clock.htm

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Wer macht mit?

Schon komisch: Unter der optimistischen Headline „Machen wir es einfach“ verhandelt Bernhard Pötter acht Maßnahmen zum Klimaschutz, die jedoch seinem eigenen Realitätscheck allesamt nicht standhalten. Er vergisst dabei drei ganz einfache, sofort von jedem umsetzbare Maßnahmen: Wir ziehen alle (wieder) in WGs zusammen – das spart mal grob die Hälfte der Wohnraum-Emissionen. Wir teilen uns auch die Autos, spart 50 Prozent Verkehrsemissionen. Wir warten nicht dar­auf, dass irgendjemand Solarkraftwerke baut, sondern pflastern unsere Balkone und Dächer mit Photovoltaik. Aus dem überschüssigen Sommerstrom machen wir dezentral Wasserstoff für den Winter. Spart jedes Jahr ein konventionelles Kraftwerk.

Ich wäre dabei – wer macht mit? Leider würden die meisten Menschen wohl lieber sterben, bevor sie ihr sauer erarbeitetes Einfamilienhaus und ihre überdimensionierten Autos mit irgendjemandem teilen. Machen wir es einfach – nicht?

Rainer Assmann, Filderstadt