Sylvia Prahl sucht nach den schönsten Spielsachen:
Spannung! Darauf, wie das zusammengeht: Atemberaubende Artistik und ein Rotzlöffel aus steifem Holz. In diesem Jahr läuft im Familienprogramm Zimt & Zauber des Wintergartens „Pinocchio“. Am Samstag hat das wundersame Märchen von der Holzpuppe, die zum Leben erwacht und denen, die mit ihr zu tun haben, Liebe und Freundschaft bringt, in dem Varieté-Theater an der Potsdamer Straße um 11 Uhr Premiere; um 14 Uhr folgt eine zweite Vorstellung. Über 30 Nachwuchsartisten des Berliner Kinder- und Jugendzirkus Springling von Cabuwazi nehmen die Zuschauer*innen mit auf die abenteuerliche Reise Pinocchios, auf der er nicht nur die renitente Fee trifft, sondern auch Märchengestalten wie Dornröschen, Aschenputtel oder Rapunzel (www.wintergarten-berlin.de, Karten 29,50–35 €).
Während Pinocchio zusehen muss, dass er nicht ertrinkt, haben Kasperl und Seppl in der Komödie von Doctor Döblingers geschmackvollem Kasperltheater das gegenteilige Problem. In „Kasperl und das Traumwetter“ herrscht Dürre. Seit sechs Wochen hat es im beschaulichen Hinterwieselharing schon nicht mehr geregnet. Erbarmungslos brennt die Sonne vom blauen Himmel, kein Lüftchen geht. Als Kasperl und Seppl ein Bad in der Gschwoaß nehmen wollen, geht das nicht, der Fluss ist nur noch ein Rinnsal. Selbst das Aufblasplantschbecken im Schloss bei Prinzessin Heike ist ausgetrocknet. Unweit von ihnen (die Topografie der Weltkleinstadt mit Herz ist genauestens auf dem beiliegenden Ortsplan nachzuvollziehen) versucht die neue Umweltreferentin Dr. Pritschler-Fontaine wissenschaftliche Erkenntnisse über das Wetter zu gewinnen. Dabei lässt sie sich ganz unkonventionell auf die Wettermachkünste der Hexe Annegehr ein, die sich wiederum bei allen lieb Kind machen möchte. Dabei steht ihr ihre Boshaftigkeit ein wenig im Wege. Aber mithilfe des Zauberers Wurst, der für die Rettung von Prinzessin Heike aus seinem eben angetretenen Ruhestand zurückkehrt, kann das wasserbringende Unwetter doch noch geregelt losgehen. Richard Oehmann und Josef Parzeval zeigen in „Kasperl und das Traumwetter“ Klimawandel und dräuende Dürreperioden, mit anarchischem Humor und einer wundervoll absurden Story, die kühle Stirn. Ansatzlos und unverwechselbar übernehmen sie mit Genuss die Rollen aller Charaktere (bis auf Dr. Pritschler-Fontaine, die von der herrlich badensisch sprechenden Schauspielerin Inka Friedrich gespielt wird). Innere Befindlichkeiten von Kasperl, Seppl, Hexe und Zauberer Wurst verdeutlichen sie in schmissigen Songs (www.dr-doeblingers-kasperltheater.de, 14 €).
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