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Araber in Israel sind ärmer

Jeder Fünfte Israeli ist ein Araber, die meisten von ihnen sind Muslime. Die Geburtenrate ist in den beiden großen Religionsgruppen annähernd gleich. Demografisch wird sich auf absehbare Zeit wenig ändern. Was sich indes schon seit Jahren verändert, ist die steigende Prozentzahl der Arbeitslosen und Armen im arabischen Sektor.

Gut 20 Prozent der israelischen Gesamtbevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Im arabischen Sektor ist die Zahl mehr als doppelt so hoch. Jeder zweite israelische Palästinenser, wie sie sich selbst lieber nennen, ist arm. Jeder dritte Schulabgänger findet weder Job noch Ausbildungsplatz.

Mangelhafte Sprachkenntnisse, schlechte Schulbildung wie auch das Leben in der Peripherie und in Dörfern, die kaum an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen ist, sind zentrale Gründe für diese Misere.

Dazu kommt, dass Israels Palästinenser oft nicht wie ihre jüdischen Mitbürger Teil sozialer und beruflicher Netzwerke sind. Auch dafür gibt es Gründe: Juden und Palästinenser gehen in Israel auf verschiedene Schulen. Die israelischen Araber gehen in der Regel nicht zur Armee, dem wichtigsten Brutkasten für die soziale Vernetzung im Land. Auch gut ausgebildete Palästinenser haben deshalb schlechtere Chancen.

Problematisch ist zudem, dass die meisten arbeitenden Palästinenser im Niedriglohnsektor tätig sind. Sie sind auf dem Bau, in der Landwirtschaft oder Industrie beschäftigt. Frauen sind zumeist in der Kinderbetreuung, als Lehrerinnen oder Krankenschwestern tätig. Weniger als 10 Prozent der Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft verdienen in lukrativen Bereichen wie dem Finanz- und Versicherungswesen ihren Lebensunterhalt.

Mehr Gleichberechtigung und Karrierechancen für Israels Palästinenser gibt es in den Bereichen Justiz, Medizin und Pharmazie. Arabische Chefärzte gehören in jedes Krankenhaus, und der Richter, der im Dezember 2010 Israels Ex-Präsident Mosche Katzav wegen Vergewaltigung für mehrere Jahre ins Gefängnis schickte, war ein Araber. Susanne Knaul

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