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Weniger Ebola, mehr Krieg

Die tödliche Seuche verlagert sich neuerdings in ein Goldbergbaugebiet in Kongos Nordostprovinz Ituri

Von Dominic Johnson

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist zufrieden: Nur zehn neue Ebola-Erkrankungen wurden in der Woche vom 28. Oktober zum 3. November in der Demokratischen Republik Kongo registriert – ein Tiefstand seit Ausbruch der tödlichen Seuche im Ostkongo Anfang August 2018. Insgesamt haben sich nach WHO-Angaben seitdem 3.274 Menschen mit dem Ebola-Virus infiziert, 2.185 davon sind daran gestorben. Noch im Sommer hatte es bis zu 100 Neuerkrankungen pro Woche gegeben. Ebola drohte sich auf kongolesische Millionenstädte sowie nach Uganda und Ruanda auszubreiten. Diese Gefahr scheint jetzt gebannt.

Möglicherweise sind die Zahlen aber schöner als die Realität, denn der Brennpunkt der Ebola-Ausbreitung hat sich aus der Provinz Nordkivu in Gebiete der nördlich angrenzenden Provinz Ituri verlagert. Dort gibt es kaum Infrastruktur und nur wenige Hilfsorganisationen sind präsent. Laut WHO wurden 90 Prozent der Ebola-Neuansteckungen der vergangenen Wochen im Bergbaugebiet Biakato gemeldet, wo es informellen Goldbergbau und damit zusammenhängende Konflikte gibt.

Hilfswerke verzeichnen außerdem im Ostkongo neue Bevölkerungswanderungen, da Konflikte zwischen der Armee und lokalen bewaffneten Gruppen zunehmen. Nachdem ein Plan von Kongos Regierung, die vielen Rebellen und Milizen Ostkongos durch gemeinsame Militäroperationen mit den Armeen Ugandas, Ruandas und Burundis zu besiegen, an Differenzen zwischen den Regierungen scheiterte, hat Kongos Armee am 31. Oktober im Alleingang eine Großoffensive ausgerufen. Das provozierte heftige Gegenangriffe mit zahlreichen zivilen Opfern. Die Kämpfe konzentrieren sich auf die Region um die Großstadt Beni, eines der ursprünglichen Zentren der Ebola-Epidemie. Am Mittwoch meldeten lokale Medien, eine bewaffnete Gruppe habe am Vorabend den Ort Kokola, 60 Kilometer weiter nördlich, besetzt und zehn Zivilisten massakriert.

Die neue Gewalt kommt pünktlich zum Beginn erster Beratungen im UN-Sicherheitsrat über eine Verlängerung des Mandats der UN-Blauhelmmission im Kongo, das am 20. Dezember ausläuft. Die Zeichen stehen auf Disengagement: Eine „strategische Evaluierung“ der UN-Mission, über die der Rat kommende Woche diskutieren soll, empfiehlt einen kompletten Rückzug bis Ende 2022.

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