Zur Abwechslung mal ohne Gegentreffer

Im Vorspiel zum Duell gegen den BVB gewinnt der FC Bayern glanzlos gegen Olympiakos Piräus

Aus München Elisabeth Schlammerl

Hansi Flick hatte es eilig. Es wartete ja schon die nächste Aufgabe auf den Interimstrainer des FC Bayern – und die würde sehr viel schwieriger werden. Die Champions-League-Partie gegen Olympiakos Piräus am Mittwochabend bildete nur die Ouvertüre für den großen Schlager am Samstag gegen Borussia Dortmund. Der schwache Gegner an diesem Abend war da kein Maßstab für die Mannschaft, die die Pflichtaufgabe im vierten Vorrundenspiel der Königsklasse zwar erfüllte, sich mit dem 2:0-Sieg vorzeitig für das Achtelfinale qualifizierte und dem Übergangstrainer ein erfolgreiches Debüt bescherte.

Die Hoffnung, die Mannschaft würde im Spiel eins nach Niko Kovač befreit und beschwingt auftreten, hatte sich nicht erfüllt. Knapp 70 Minuten dauerte es, bis das erlösende 1:0 fiel – durch Robert Le­wan­dowski – natürlich. Kurz vor Schluss sorgte der erst ein paar Sekunden zuvor eingewechselte Ivan Perišić mit seinem ersten Ballkontakt für die Entscheidung. „Ich habe es genossen, weil die Mannschaft die Qualität, die sie hat, gezeigt hat“, sagte Flick und sagte vor allem, was ihm gefiel. „Es ging jetzt vor allem darum, nach vorne zu verteidigen, die Initiative hochzuhalten“, und das hätten die Spieler gut umgesetzt. Er räumte aber immerhin ein: „Natürlich ist noch Luft nach oben.“

Schließlich sei die Situation für die Mannschaft in den vergangenen Tagen mit der Klatsche in Frankfurt und der anschließenden Trennung von Ni­ko Kovač „nicht so einfach“ gewesen. Als Ausrede mag Thomas Müller das aber nicht gelten lassen: „Wir sind Profis und müssen es schaffen, den Hebel umzulegen.“

Es mag nachvollziehbar sein, dass deshalb erst einmal alles Positive hervorgehoben wird. Man habe sich „Olympiakos so zurechtgelegt, wie wir sie haben wollten“, fand Kapitän Manuel Neuer, der zum ersten Mal seit dem 4:0 gegen den 1. FC Köln im September keinen Gegentreffer kassierte. „Der Sieg steht immer über allem, aber es ist für unser Selbstbewusstsein in der Defensive wichtig, dass wir zu null geblieben sind.“ Allerdings hat Piräus die Münchner auch kaum gefordert in der Defensive.

Das dürfte am Samstag ein wenig anders werden. „Dortmund ist gut in Form. Sie haben in der zweiten Halbzeit gegen Inter gezeigt, wie man gut offensiv spielen kann“, sagte Le­wandowski. Die Münchner haben dies gegen die Griechen weniger gut hinbekommen. Sie ließen nicht nur die Präzision bei Flanken und Pässen in der Offensive vermissen, sondern auch Esprit, Tempo und überraschende Momente. „Es hat ein bisschen der Glanz gefehlt“, gab Müller zu. Deshalb sei der Sieg „nicht ganz so him­mel­hochjauchzend“. Le­wan­dowski bat um ein wenig Geduld. „Wir haben es heute schon besser gemacht, aber du kannst nicht in drei Tagen alles viel besser machen“, sagte er.

Sportdirektor Hasan Sali­ha­midžić fühlte sich bestätigt, die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. „Hansi hat es in den letzten Tagen wirklich sehr konzentriert, fokussiert, selbstbewusst gemacht“, sagte er.

Die Suche nach einem Ko­vač-­Nachfolger scheint sich jedoch schwierig zu gestalten. Nach den Absagen von Thomas Tuchel, Erik ten Hag und Ralf Rangnick ist nun laut Bild-Zeitung angeblich Arsène Wenger der Favorit – aber wohl nur als Übergangstrainer bis Saisonende. Eine Bestätigung gab es von Salihamidžić nicht. „Wir werden in Ruhe, ohne Druck, den Trainer aussuchen, der unserer Meinung nach der richtige ist“, sagte der Sportdirektor. Bis dahin ist es Hansi Flick.