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Schäfchen zählen – aber richtig

Ein echter Selbstversuch musste aus organisatorischen Gründen entfallen. Dabei hätten wir gern unter realistischen Bedingungen geprüft, also: in der Nacht, ob es stimmt, wenn der traditionsreiche Hamburger Hoffmann-und-Campe-Verlag „Das langweiligste Buch der Welt“ in seinem Programm anpreist: „Alles, was Sie für einen erholsamen Schlaf niemals wissen müssen“, wird da versprochen – und als Autoren gibt man auch gleich einen Doktor und sogar einen Professor an: Dass Professor McCoy und Dr. Hardwick aber so gar keine Vornamen haben? Hmmm. Zusammengestellt sind in dem Buch – dessen Lektüre, klar, liegend empfohlen wird – einerseits Listen, von „Dingen, die einen schon schläfrig machen, wenn man (nur) daran denkt“ über „37 Namen für Schnee“ bis zu den „belanglosesten Einträgen in interessanten Tagebüchern“.

Auch in etlichen weiteren der kurzen und noch kürzeren Kapitelchen sind solche Sammlungen versteckt, dann wieder gibt es kurze Wissensstücke: „Die Mechanik von Bowlingbahnen“ ist da Thema, die „Fortpflanzungsraten von Schadinsekten“ und, kein Witz: „Wie Farbe trocknet: eine technische Erklärung“.

Nun ist Langeweile normalerweise alles, nur kein Verkaufsargument für Bücher, man ahnt also: Hier ist reichlich Augenzwinkern im Spiel. Und spätestens, wer in den Genuss der (minimal anders betitelten) Hörbuchfassung kommt, wo dann Bjarne „Der Tatortreiniger“ Mädel all den Kram mit maximal monotoner Stimme vorliest, der kringelt sich vor Vergnügen eher, als dass er dahinschlummert. Anders gesagt: Da haben uns der Herr Professor und der Herr Doktor ein schönes Schaf aufgebunden.

Prof. K. McCoy, Dr. Hardwick, „Das langweiligste Buch der Welt“, aus dem Englischen von ­Thorsten Schmidt, Hoffmann und Campe/Atlantik 2019, 240 S., 14 Euro

„Na dann gute Nacht! Das langweiligste Hörbuch der Welt“, gelesen von Bjarne Mädel, 2 CDs, 165 Min., Der Hörverlag 2019, 14,99 Euro

Nacht im Museum

Die Welt in einem anderen Licht: Was passiert, wenn wir die Nacht nicht zum Schlafen nutzen? Dieser Frage geht jetzt das Museum der Arbeit nach: Ab dem 30. Oktober widmet sich die Ausstellung „Die Nacht. Alles außer Schlaf“ der Angst vor der Dunkelheit, dem städtischen Nachtleben oder auch der Nacht als Triebfeder für technische Neuerung und ästhetische Imaginationen – mit besonderem Fokus auf die in vielen Branchen so selbstverständlich gewordene Nachtarbeit.

„Die Nacht. Alles außer Schlaf“: bis 1 .6. 2020, Hamburg, Museum der Arbeit