Kang Contemporary: Der Lack der zarten Architektur
Das Thema Architektur ist geblieben. Nur drängt es jetzt dreidimensional von der Wand in den Raum hinein. Und artikulierten sich die zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit oszillierenden Stadt- und Gebäudeansichten von Frank Coldeweys ehemals urban-farbstark, definiert weißer Acryllack die aktuellen Wandskulpturen in ihrem zerbrechlichen Charakter. Denn dieser weiße Acryllack stabilisiert die zarten Architekturen, die Coldewey aus der Pappe, dem Papier, den Textilfasern, Bindfäden und den Holzresten erstellt, die sich in seinem Künstleratelier so ansammeln. Er verleiht ihnen Stabilität und verortet sie in einem imaginierten Süden, wo die Häuser gekalkte Wände haben. Und er ist – als Klarlack – auch das entscheidende Moment der neuen Bilder, die Linien zeigen, die in Dripping-Technik auf Leinwand oder Holz aufgebracht wurden. Irreguläre Muster von Farbfusseln und -klecksen setzen leise Akzente. Sie wurden vom klaren Acryllack eingefangen, als er auf dem Boden lag, wo ihn Coldewey abnahm, um ihn an ausgewählten Stellen auf die Leinwand aufzusetzen. Und so werden die durch Nummern identifizierbaren Gemälde, etwa „Nr. 1317 (Memory) 180 x 180 cm, 2017“ also gleichermaßen durch malerisches Kalkül wie den glücklichen Zufall gestaltet. Akzeptier das, sei du selbst, sagt Coldewey zu seinen so entstanden Bildern und nennt seine Ausstellung nach dem Nirwana-Song „Come as you are“. wbg
Bis 22. 11., Di.–Sa. 14–18 Uhr und nach Vereinbarung: contact@kang-contemporary.com, Lindenstr. 90
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