Was macht eigentlich …

Norwegens Musikszene? Leidet am Spaindrain

Es gibt Krankheiten, die gibt es gar nicht. Schon mal von Schönwetterdepressionen gehört? Worüber man in Deutschland nur maliziös lächeln kann, das ist in Kalifornien ein anerkanntes Leiden. So ist das auch mit anderen Modekrankheiten – die auch regional bedingt sein können. Zum Beispiel der „Spaindrain“. Der bezeichnet die Flucht einheimischer Wetterfühliger in den sonnigeren Süden. So eine Art Klimaflucht, nur gewissermaßen antizyklisch: Der „drain“ findet eigentlich woanders statt, nämlich in der künftigen Wüste, aber „ablaufen“, so die Übersetzung, das machen die Leute. Sie laufen ab – nach Spanien! Die halbe Musikszene Norwegens ist so ein Fall. Prominentestes Beispiel ist Erlend Øye, der nur so heißt wie ein schlimmes Kaff im Harz. Der Sänger der Leisetreter Kings of Convenience hat sich auch nicht ins deutsche Mittelgebirge, sondern an den Stiefel verkrümelt – sein „Spain“ heißt Italien. Kann man mal verwechseln. Dort übt er sich im dolce far niente, genießt la dolce vita und besingt Schallplatten auf Italienisch! „La prima estate“ oder „Paradiso“ heißen die Machwerke, die zwischen Mina und Adriano Celentano liegen. Säusel, säusel, spiaggia, pizza e l’amore! Und in den Fußgängerzonen von Oslo, Bergen und Narvik? Herrscht nur noch Totenstille.