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„Tolles Land für die Leichtathletik“

Sebastian Coe, Präsident des Leichtathletik-Weltverbands, lobt die prima Bedingungen bei der WM in Katar

Sportfunktionäre, die ihre eigene Veranstaltung kritisieren, so etwas hat es noch nie gegeben. Insofern wird sich niemand ernsthaft über das Fazit wundern, das Sebastian Coe, der Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF), am Wochenende in Katars Hauptstadt Doha gezogen hat. Er zeigte sich begeistert von der Weltmeisterschaft im Wüstenstaat. „Man war einhellig der Meinung, dass die Konditionen hier beinahe perfekt sind“, erklärte er gegenüber der ARD und gab zu bedenken, dass es natürlich „ohne Her­ausforderungen“ an einem solchen Standort nicht ginge. Man könnte seine Worte also auch so deuten: Das Krisenmanagement hätte kaum besser funktionieren können.

Coe hob die Bedeutung von globaler Partizipation hervor. Für den Sport sei es wichtig, „dass wir die Leichtathletik beliebter und bekannter machen. Und zwar weltweit. Wir bringen diese Sportart überall da hin, wo sie gut ankommen kann. Und wir sehen es ja hier: ein tolles Land für die Leichtathletik.“

Die Begeisterung für die Leichtathletik ist in Katar allerdings ausbaufähig. Am Wochenende veröffentlichten die Veranstalter erstmals Zuschauerzahlen. Die geringste Auslastung gab es mit 7.266 besetzten Sitzplätzen am dritten WM-Tag, an dem das 100-Meter-Finale der Frauen über die Bühne gegangen war. Auch das Interesse am Sieg des US-Sprinters Christian Coleman über 100 Meter hielt sich mit 11.342 Zuschauern in Grenzen. Ausverkauft war hingegen das Stadion mit 42.800 Zuschauern beim Hochsprung-Triumph des katarischen Lokalmatadors Mutaz Barshim.

Zur Kritik zahlreicher Athleten an den klimatischen Bedingungen – wie der Hitze außerhalb des Stadions – sagte Coe: „Nein, nein, es waren überhaupt nicht viele!“ Bei 32 Grad Celsius und 73 Prozent Luftfeuchtigkeit um Mitternacht gaben beim Frauen-Marathon zu Beginn der Weltmeisterschaften 28 von 68 Starterinnen das Rennen auf. Auch bei den Geher-Wettbewerben gab es einige Ausfälle. Der französische Geher-Weltrekordler Yohann Diniz, der ebenfalls nicht ins Ziel kam, schimpfte: „Da draußen haben sie uns in einen Backofen geschoben. Sie haben aus uns Meerschweinchen gemacht, Versuchskaninchen.“ Dagegen gab die deutsche Sprinterin Gina Lückenkemper zu bedenken, für Athleten aus heißen Ländern müssten sich Weltmeisterschaften in Europa „wie im Kühlschrank anfühlen“.

Der deutsche Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul hat am Wochenende die Vergabe der WM an Katar kritisiert: „Ich glaube, dass man der Leichtathletik da keinen Gefallen getan hat“, sagte der 21-Jährige im ZDF-„Sportstudio“. Kaul verwies auf die stimmungsvolle Atmosphäre bei der EM im Vorjahr in Berlin. „Es bleibt die Frage, ob man eine WM in ein Land geben soll, das nicht so sportbegeistert ist.“ Johannes Kopp (mit dpa)

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