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Archiv-Artikel

Weiteres Todesopfer

Zahl der Opfer steigt auf neun. Polizei befragt Zeugen nach Brand in Moabit. CDU entschuldigt sich

Die Zahl der Todesopfer bei dem verheerenden Wohnhausbrand in Moabit ist auf neun gestiegen. Eine Frau erlag nach Polizeiangaben gestern Morgen im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. In der Nacht zu Dienstag waren bei dem Feuer bereits acht Menschen gestorben, die aus Polen und dem Kosovo stammten – unter ihnen vier Kinder und eine Jugendliche. 14 Menschen hatten bei dem Brand schwere Verletzungen erlitten.

Die Kriminalpolizei, die von Brandstiftung ausgeht, befragte gestern Zeugen. Eine Zündelei im Treppenaufgang des Mietshauses könnte nach Einschätzung der Ermittler zu dem Unglück geführt haben. Im Erdgeschoss waren zwei verkohlte Kinderwagen entdeckt worden, die möglicherweise mutwillig in Brand gesetzt worden waren.

Der stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende in Mitte, Volker Liepelt, entschuldigte sich gestern für seine reflexartige Forderung, Ausländer stärker dazu zu drängen, die deutsche Sprache zu lernen. Seine Äußerungen am Dienstag seien „auch geeignet, die Gefühle der Trauer und des Mitleids mit den Opfern des Brandes zu verletzen“, so Liepelt in einer Presseerklärung. Auch bei ihm stehe „natürlich das Mitgefühl am großen menschlichen Leid“ im Vordergrund. Landesbranddirektor Albrecht Broemme hatte als Ursache für den Tod der Menschen mangelnde Deutschkenntnisse angeführt. Die Bewohner hätten die Anweisungen der Feuerwehrleute, in ihren Wohnungen zu bleiben, deswegen teilweise nicht verstanden.

Der Integrationsbeauftragte Günter Piening forderte deswegen mehr ausländischstämmige Beamte bei Feuerwehr und Polizei. Die beiden Behörden müssten mehr Beamte mit Migrantenhintergrund einstellen, sagte Piening in einem Interview.

Das Landeskriminalamt (LKA) hat nach eigenen Angaben seit Jahresbeginn zu 218 Treppenhausbränden in der Hauptstadt ermittelt. In 33 Fällen waren angezündete Kinderwagen die Brandursache. Die Zahl der Treppenhausbrände ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Von 350 im Vergleichszeitraum des Jahres 2000 sank sie auf 230 im Jahr 2004. Angezündete Kinderwagen waren im selben Zeitraum des Jahres 2000 in 33 Fällen die Ursache, 2004 waren es 36. dpa, ddp, taz