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Archiv-Artikel

Klimawandel wird teuer

Stabilisierung des Weltklimas kostet mindestens 1 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung

So oder so: Der Klimawandel kann nicht mehr gestoppt werden

VON NICK REIMER

Die ökonomischen Schäden durch extreme Wetterereignisse haben in den vergangenen drei Jahrzehnten enorm zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW), die gestern in Berlin vorgestellt wurde. So gab es zwischen 1975 und 1984 weltweit nur 1 Naturkatastrophe, die mehr als eine Milliarde US-Dollar Schaden in den Volkswirtschaften anrichtete – den Hurrikan Alicia 1983 in den USA. Bei Waldbränden, Winterstürmen und Überschwemmungen – in den folgenden zehn Jahren waren es bereits 13 solcher Naturkatastrophen. In der letzten Dekade seit 1995 erhöhte sich die Zahl der milliardendollarteuren Naturkatastrophen auf 34.

Für die Wissenschaftler gibt es keinen Zweifel, dass diese Entwicklung am menschengemachten Klimawandel liegt. „Seit 1750 stieg die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre um 31 Prozent an“, sagt Claudia Kemfert, Leiterin der Studie. Als Folge erhöhte sich die Oberflächentemperatur um 0,6 Grad Celsius.

Selbst wenn die Menschheit plötzlich klug würde und energisch handelte: Der Klimawandel ist nicht zu stoppen. Da zwischen der Treibhausgas-Emission und der Reaktion auf das Klima einige Jahrzehnte liegen, sei bereits heute klar, dass die Oberflächentemperatur – je nach Berechnungsmodell und Maßnahmenkatalog – um 1 bis 5,5 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 ansteigen werde.

Anzeichen von Klugheit oder Weitsicht bei der Menschheit sind indes nicht in Sicht: Die Europäer formulierten zwar ehrgeizige Ziele, sind aber von der Erfüllung weit entfernt. China und die USA, die wichtigsten Kohlendioxid-Emittenten der Welt, weigern sich, das Kioto-Protokoll zu unterzeichnen. „Anders als bei den Europäern wäre die Umsetzung einer solche Unterschrift in den USA einklagbar“, so DIW-Expertin Kemfert.

Dabei könnte Klimaschutz wesentlich billiger sein: Würden USA und China dem System Kioto beitreten, könnten die Kosten für die Emissionsminderung weltweit um bis zu 500 Milliarden US-Dollar gesenkt werden, so die Studie. Der Emissionszertifikatepreis würde von 51 US-Dollar je Tonne Kohlendioxid auf 37 beziehungsweise sogar 25 US-Dollar sinken – je nach Berechnungsgrundlage.

Schätzungen zufolge dürften die Kosten eines effektiven Klimaschutzes bei etwa 1 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts liegen, vorausgesetzt, dass die Energieeffizienz und der Beitrag erneuerbarer Energien ausreichend gesteigert werden kann. Nicht effektiver oder kein Klimaschutz werden dagegen richtig teuer: Wenn die Welt sich erst ab 2030 ans Kohlendioxid-Einsparen macht, kostet das bis 2050 weltweit 46 Billionen Dollar – deutlich mehr als die gesamte Weltwirtschaftsleistung, die 2004 rund 30 Billionen Dollar betrug. Im letzteren Fall prognostizieren die Wissenschaftler über 200 Billionen Dollar Kosten – hervorgerufen durch Naturkatastrophen.

Um den Klima-Kollaps zu verhindern muss die Welt nach Berechnungen der Wissenschaftler 60 bis 80 Prozent der Kohlendioxid-Emission in den nächsten 45 Jahren vermeiden. Zum Vergleich: Das Kioto-Protokoll sieht eine Senkung von 5,2 Prozent in 15 Jahren vor.

www.diw.de