Der Traum in uns …

Norwegischer Fjordnebel sorgt für gruselige Gedichte und heiter-gelöste Stimmung

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Ob da Alkohol im Spiel war? Hatte die norwegische Kronprinzessin Mette-Marit bei der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse am Dienstagabend ein wenig zu tief ins Aquavitgläschen geschaut, als sie anhob, auf Norwegisch das Gedicht vorzutragen, dessen erste Zeile das Motto des diesjährigen Gastland-Auftritts bildet: „Der Traum in uns …“?

Dieser Traum handle von Teilhabe, versuchte Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg den schwankenden Auftritt der Prinzessin zu entschuldigen. Insider und Monarchie-Blogger wie Rolf Seelmann-Eggebert (Name nicht von der Redaktion geändert) aber wussten: Teilhabe am Alkohol, darum ging es! Oder wie soll man das Folgende sonst verstehen: „Der Traum in uns … ein brennender Zug, der in uns fährt … Ein rasches Zündeln in der Kehle und eine wohlig einfahrende Wärme im Bauch … Der Traum in uns, eine toxische Korrespondenz zwischen Leber, Niere und Milz … Der Traum in uns, der ausbrechen will und nach mehr verlangt …“

Fast sicher ist: Da steckt der berüchtigte Fjordnebel hinter der reimlosen Lyrik und dem berauschten Rezitieren. Es sind bekanntlich nur handverlesene Flaschen dieses „Sonderfalls des Advektionsnebels“ (Eigenwerbung) auf dem Markt, royale Bückware sozusagen, erhältlich in der einzigen staatlichen Alkoholverkaufsstätte, dem Königlichen „Harald Vinmonopolet“ im Süden Oslos, in einer stillen Gasse auf der Rückseite des Schlosses, am Slottsparken, einer Adresse, von der nur Eingeweihte wissen.

Wer schon einmal in Norwegen war, der kennt das: Familienhamsterkäufe am Freitag in den Sonderverkaufsstätten für Alkohol, ein Gesellschaftsspiel, das den bekannten Namen „Vinmonopoly“ trägt, ein Spiel für alle, in dem es darum geht, als Erstes so einen „Vinmonopolet“ leer zu kaufen. Die königliche Familie jedoch hat schon früh „Mette“ und „Marit“, also Mittel und Wege gefunden, sich von den Massen abzuheben und auf eigenen Wegen („Norwegen“) an den beliebten Stoff zu kommen. Und MM hat es sich nicht nehmen lassen, ihren Gästen im Sonderzug, der sie nach Deutschland brachte, dem „Literaturzug“ mit zwanzig ausgewählten Autoren, den Fjordnebel zu kredenzen und sich mal etwas gehen zu lassen so fern der Heimat – in der bekanntlich nur am Wochenende getrunken wird.

Das Traum-Gedicht endet übrigens mit einem alten Wikingerwitz. Übersetzt lautet er ungefähr so: Was ist der Unterschied zwischen Gefühlen und einer Flasche Fjordnebel? Gefühle muss man zulassen.