piwik no script img

Tank Man der besonderen Art

Der Künstler Norman Junge war als Künstler beim großen Nato-Manöver „Cold Fire“ als visueller Berichterstatter dabei

Der Mann, der sich dem Panzer entgegenstellt, seit dem Tiananmen-Platz 1989 eine Ikone. Zu den Variationen davon könnte auch diese Situation zählen Foto: Cover/Axel Krause/Laif

Von Helmut Höge

Der Kölner Bildhauer und Illustrator Norman Junge begleitete als Kriegsmaler das Nato-Manöver „Cold Fire“, eine Heeresübung vom Nordkap bis nach Sizilien, wobei man ihm den Abschnitt „Fränkischer Schild“ in Nordbayern zuwies. Zuletzt hatte die deutsche Wehrmacht einen Kriegsmaler beschäftigt, daneben noch jede Menge Fotografen und Kameraleute. Die meisten Kameraleute hatte dann in den 1960ern die nordvietnamesische Armee und der Vietkong im Einsatz gegen die USA, die ebenfalls ihren „ersten Medienkrieg“ in Viet­nam führte. Auch Norman Junge hatte im Nato-Manöver einen Fotografen dabei: Axel Krause.

In den Kriegen früherer Zeiten befand sich fast immer auf den Feldherrnhügeln neben den Königen und Generälen ein Schlachtenmaler. England besitzt wahrscheinlich die größte Sammlung von Schlachtengemälden in seinen Museen. Die britische Armee beschäftigt noch heute Schlachtenmaler, 1982 malten sie den Kampf um die Falklandinseln aus. Damals wollte auch Norman Junge als Maler und Zeichner dabei sein. Er war schon am Flughafen, um in den Südatlantik zu fliegen, als er erfuhr, dass dieser heute als „letzter klassisch symmetrischer Krieg zwischen Staaten“ bezeichnete Konflikt durch die Kapitulation Argentiniens quasi abrupt beendet worden war.

Die Beute an Gemälden und Zeichnungen aus dem „Malermanöver ‚Cold Fire‘“ hat Norman Junge jetzt unter diesem Titel mit Förderung der Kunststiftung RWE veröffentlicht. Die Schriftsteller Joachim Rönneper und Martin Stankowski sowie der Kunsthistoriker Manfred Schneckenburger steuerten Texte bei. Im Vorwort fand ich die Bemerkung des Wirts vom einstigen Stammlokal Ernst Jüngers, dass dem berühmten Kriegskorrespondenten und Offiziersliteraten die „Schlachtplatte“ immer am besten geschmeckt habe.

Der Katalog beginnt mit einem Briefwechsel zwischen Norman Junge und dem Bundes­verteidigungsministerium, das seine Teilnahme am Manöver genehmigen musste. Schließlich lud der Kommandierende General der deutschen Streitkräfte ihn ein, diese „größte nationale Gefechtsübung“ zu besuchen, an der erstmalig ein französischer ­Großverband teilnehme, wobei es um ­„Verfahren der Zusammenarbeit“ gehe, geübt werde dabei zugleich die Allianz zwischen „Territorialheer und Luftstreitkräften“. Aber, um es kurz zu machen: Das Nato-Herbstmanöver begann im Abschnitt „Fränkischer Schild“ in Nordbayern mit dem „Angriff einer Division“ und endete am nächsten Tag mit einer „Stehenden Waffenschau“.

Norman Junge, Joachim Rönneper (Hrsg.): „Malermanöver. Cold Fire“. Arachne Verlag, Bonn 2019, 136 Seiten, 14,80 Euro

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen