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Eltern wollen nicht mitspielen

Schleswig-Holstein will Kita-Gebühren deckeln und Personalschlüssel ändern – den Eltern reicht das nicht

Von Esther Geißlinger

Mehr Personal für die Betreuung der Kinder, weniger Gebühren für ihre Eltern – das will Schleswig-Holsteins Regierung mit ihrer Kita-Reform erreichen, die im August 2020 in Kraft treten soll. Doch an dem Paket gibt es Kritik. Die Elternschaft ist enttäuscht.

„Es wird zu sehr aus Sicht der Verwaltung und zu wenig aus Sicht der Familien geschaut“, sagt Axel Briege, Sprecher der Landeselternvertretung. Als Beispiel nennen er und Co-Sprecherin Yvonne Leidner die Ermäßigung für Geschwister. Für das zweite Kind fällt nur die Hälfte der Beiträge an, das dritte Kind geht kostenlos in die Kita – allerdings nur, bis das älteste Geschwister zur Schule kommt. „Auf den ersten Blick sieht das gut aus“, sagte Leidner. Doch oft werde dann ein kostenpflichtiger Hort nach dem Unterricht fällig.

Zudem stören die Eltern die „unklaren Begriffe“ im Gesetzesentwurf, der noch vom Landtag beschlossen werden muss. So dürfen die Kitas extra „Verpflegungskosten“ frei erheben. Grundsätzlich, das betonte Briege, begrüßten die Eltern jedoch die Reform.

Sie soll für landesweit einheitliche Gebühren sorgen. Bisher gilt ein Flickenteppich verschiedener Beiträge. Künftig werden für Kinder unter drei Jahren maximal 180 Euro für täglich fünf Betreuungsstunden fällig, für über Dreijährige 140 Euro. Dass aber überhaupt Gebühren – außer für Finanzschwache – erhoben werden, nannte Serpil Midyatli (SPD) einen „Offenbarungseid“.

Ein Problem, das alle Seiten sehen, ist der Fachkräftemangel. Die Reform legt zwar Mindeststandards fest, doch die Elternvertretung sieht kritisch, dass Kitas, die den Personalschlüssel nicht einhalten, die Landesförderung zurückgeben müssen. Sinnvoller wäre, das Geld in die Ausbildung neuer Erzieher*innen zu stecken. „Klar, keiner kann sich Fachkräfte backen“, sagte Briege. „Aber man könnte immerhin den Teig anrühren.“

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