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Wagen un winnen

Die Hörfunkwelle Radio Bremen Zwei hat zum zweiten Mal in Folge den Deutschen Radiopreis in der Königskategorie „Bestes Interview“ gewonnen – für ein einstündiges Gespräch mit maximalem Risiko

VonBenno Schirrmeister

Dass ausgerechnet Bremen als einziger Stadtstaat eine eigene Rundfunkanstalt hat, wirkt ja immer ein bisschen irre: Wahrscheinlich hauen die deswegen ab und zu solche Sendungen raus, mit denen die Notwendigkeit dieses kleinsten ARD-Senders bewiesen wird. Zum zweiten Mal in Folge hat die Hörfunkwelle Radio Bremen Zwei am Mittwoch den Deutschen Radiopreis in der Kategorie „Bestes Interview“ bekommen. Geführt wurde es mit Überraschungsgast Jürgen Chalermpol Rattana Dreifke, den seine Freunde Nhum nennen. Und den sonst bislang niemand kannte.

Zwei Mal in Folge – das ist die maximale Ausbeute: Denn Radio Bremen Zwei gibt es erst seit Sommer 2017 wieder. Die Welle hat das „Nordwestradio“ in Kooperation mit dem NDR abgelöst. Das war einst in der Hoffnung auf Einsparungen etabliert worden. Zu kurz kam dabei die Profilbildung durch mutige Experimente. So hatte ja das jetzt ausgezeichnete Format „Gesprächszeit“ damals auch schon existiert. Aber halt nur mit Promis und ExpertInnen.

Auch wichtig. Aber kein Wagnis, wie das, was Moderator Mario Neumann und Redakteurin Nicole Ritterbusch veranstaltet haben: Neumann hat sich einfach mit einem Schild vor dem Rathaus postiert. Auf dem stand: „Eine Stunde reden?“ Mit dem ersten Passanten, der ihn ansprach, hat er sich im Rundfunkhaus verabredet, für ein einstündiges biografisches Interview.

Jemanden zu befragen, über den es keine Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen gibt, kann gründlich schief gehen: Findet man einen Draht zueinander? Auf welche Themen springt das Gegenüber an? So ein Gespräch kann peinlich ins Stocken kommen oder versehentlich verletzend werden. Diese ziemlich journalistische Dramatik teilt sich in der Sendung mit: Es ist schön, Neumann beim unsicheren Herantasten an seinen Partner zuzuhören – und dessen freimütige Bekenntnisse zu erleben. Kein Zweifel: So ergibt Radio einen Sinn. Und macht Spaß.

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