Die Wahrheit: Der geile Ersatzmann

Boris Johnson will das Parlament suspendieren. Als ob die Queen nicht schon andere Probleme hätte! Zum Beispiel mit dem schwarzen Schaf der Familie.

Der Urlaub ist ihr gründlich verhagelt. Dabei wollte die Queen in ihrer Datscha in Balmoral nur ein bisschen ausspannen. Sie beschnitt gerade ein paar Rosen in ihrem 20.000-Hektar-Garten, als am Mittwoch plötzlich der aufgeblasene Jacob Rees-Mogg auftauchte. Boris Johnson habe ihn geschickt, sagte er. Der Wichtigtuer verlangte von ihr, das Parlament für fünf Wochen zu beurlauben. Kein Problem, dachte sie, schließlich machte sie drei Monate Ferien in Balmoral, da dürfen die Abgeordneten ruhig mal fünf Wochen faulenzen.

Kaum war Rees-Mogg abgezogen, da meldete sich Labour-Chef Jeremy Corbyn und bat, die Genehmigung zurückzunehmen. Er faselte von einem Misstrauensvotum, nach dem er bei ihr auftauchen würde, um von ihr zum Premierminister ernannt zu werden. Hatte sich das Westminster-Parlament während ihrer Abwesenheit in einen Kindergarten verwandelt?

Dabei hatte sie mit ihrer eigenen Brut genug Ärger. Andrew ließ sich mit zwielichtigen Gestalten aus Kasachstan und Usbekistan sowie Waffenhändlern aus Libyen und Jemen ein. Diesmal war es besonders schlimm, weil sich sein Freund Jeffrey Epstein im Knast umgebracht hatte.

Er hatte ja keine Ahnung, dass der berüchtigte Pädophile ein berüchtigter Pädophiler war, beteuerte Andrew. Sicher, Epstein sah aus wie der Typ, der 2010 verurteilt worden war, weil er die Dienste einer minderjährigen Prostituierten in Anspruch genommen hatte, aber Andrew hatte den für einen Doppelgänger und Namensvetter gehalten.

Cinderella auf der Suche nach dem Pantoffel

Doch dann tauchten unschöne Fotos von Andrew mit einem minderjährigen Mädchen auf, das er vor neun Jahren in Epsteins Wohnung in Manhattan umarmt hatte. Die damals 17-jährige Virginia Giuffre behauptete, Andrew habe an ihren Zehen geleckt, danach zwischen ihren Zehen, und dann habe er sie ins Schlafzimmer getragen. Vermutlich, um ihr Pantoffeln zu suchen.

Ein Diener behauptet, dass Andrew in Epsteins Haus in Florida von anderen Minderjährigen – manche sollen erst 14 gewesen sein! – eine Fußmassage erhalten habe, wobei unklar blieb, ob sie ihm die Füße oder mit ihren Füßen etwas anderes massiert haben. Dass der Prinz am Ende nicht mehr als Sonderbeauftragter für Handel herumreisen durfte, fand er ungerecht.

Alle nennen ihn „Randy Andy“, den geilen Andreas, seufzte die Königin. Warum kann sich der Knabe nicht mit einer älteren Frau begnügen wie sein Bruder Charles? Hätte sie ihn damals bloß zur Adoption freigegeben. Sie hatte doch schon einen Thronfolger! Andrew war nur der Ersatzmann, und im Laufe der Jahre rutschte er in Sachen Thronfolge immer tiefer nach unten. War er bei seiner Geburt noch die Nummer zwei, so steht er inzwischen nur noch an achter Stelle. Sollte den Höherplatzierten etwas zustoßen, müssten sie Prinz Andrew erschießen, dachte die Queen.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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