Stoiber schüchtert CDU-Basis ein

Die nordrhein-westfälischen Kreisverbände schweigen zu Stoibers Ost-Äußerungen. Sie ärgern sich zwar „ein bisschen“ über die schlechte Wahlkampfhilfe. „Wir können uns dazu aber nicht äußern“

von ANNIKA JOERES

Die CDU in NRW hat Angst vor dem Bayern. Die Basis der ChristdemokratInnen will keine Kritik an Edmund Stoibers Äußerungen zum Wahlverhalten in Ostdeutschland üben. „Ich will dazu nichts sagen“, so Ingo Rudolf von der Kreisgeschäftsstelle in Bielefeld. Das Bashing von Stoiber sei natürlich nicht prickelnd. Aber dennoch, wiederholt Rudolf, könne er das alles nicht beurteilen.

Damit folgt Rudolf CDU-NRW-Chef Jürgen Rüttgers. Er nimmt Stoiber in Schutz: Der bayerische Ministerpräsident sei wohl missinterpretiert worden. Nur der Nachwuchs ist sauer: Die Junge Union sieht durch Stoibers Aussagen den Wahlerfolg der Union gefährdet. „Weitere Fehler dürfen uns nicht passieren, sonst schlagen wir uns am Ende selbst“, sagt JU-Vorsitzender Philipp Mißfelder.

Rüttgers gibt allerdings die Sprachregelung der CDU vor: „Die Medien haben doch alles verkürzt“, sagt Werner Thies, CDU-Direktkandidat aus Hamm. Die Frustrierten, das seien doch Gysi und Lafontaine, nicht die WählerInnen. Stoiber hatte unter anderem erklärt, dass die Wahl nicht wieder im Osten entschieden werden dürfe und nicht die „Frustrierten“ das Schicksal des Landes bestimmen sollten.

„Die Empörung kommt doch nur aus der Presse“, sagt Heinrich Mikus, Geschäftsführer der CDU Ruhrgebiet aus Bochum. Niemand habe bisher bei der CDU angerufen, und er sitze jeden Tag von morgens bis abends im Büro. Außerdem sei es ja richtig, dass Gregor Gysi und Oskar Lafontaine Feiglinge seien, die jetzt durch die Hintertür wieder Politik machen wollten. Da habe Stoiber schon recht gehabt.

Kreisgeschäftsführer Jürgen Schick aus Krefeld ärgert sich doch ein bisschen über Stoiber. „Gerade jetzt, in der Wahlkampfzeit, ist das schwer wieder auszubügeln“, sagt er. Die gute Frau Kanzlerkandidatin habe jetzt viel Arbeit vor sich. Welche das sei, möchte Schick allerdings nicht verraten. Auch die Kölner CDU hat ihre Reihen geschlossen. „Stoiber wurde falsch interpretiert“, sagt Geschäftsführerin Kirsten Sander. Die gebürtige Thüringerin geht davon aus, dass die WählerInnen die Stoiber-Äußerung schon bald vergessen haben. Ihr Amtskollege aus Soest hat auch „nichts gespürt“. Er wolle aber auf keinen Fall dazu Stellung nehmen, schließlich habe er Stoiber nicht im Original gehört. Und er äußere sich grundsätzlich nur, wenn er Stimmen im Original gehört habe, darauf besteht er mehrmals.

Ausgerechnet im schwarzen Paderborn, wo die Christdemokraten ähnlich hohe Wahlerfolge feiern können wie die Schwester in Bayern, ist der Ärger über Stoiber am größten. „Stoiber müsste in der Dortmunder Westfalenhalle ausgepfiffen werden“, sagt Hanswalther Lüttgens, Geschäftsführer aus Paderborn. In seinem Kreisverband seien nur die Köpfe geschüttelt worden, gerade die Merkel-Fans hätten sich geärgert. „Die Bayern hatten schon immer andere Ideen als die Westfalen.“