Lars Penning Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet:
Die Veranstaltungsreihe „Filmgeschichte im Doppelpack“ im Filmmuseum Potsdam widmet sich diesmal dem großen Fritz Lang. Zunächst mit seinem Klassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ (1931), einer brillanten Synthese aus Montageprinzipien des Stummfilms und dem Ton als neuem dramaturgischen Element. Später sieht man Lang dann bei seinem einzigen größeren Auftritt als Schauspieler in „Le Mépris – Die Verachtung“ (1963). Da hatte er seine Regiekarriere bereits beendet, spielte aber für Jean-Luc Godard noch den resignierten Regisseur Fritz Lang, der bei Dreharbeiten mit einem cholerischen Produzenten aneinandergerät: Eine wunderbare Hommage an den Regisseur und Godard-typische Reflexion über Machtverhältnisse und die Auswirkungen beruflicher Entscheidungen auf private Beziehungen (30. 8., 18 Uhr: M – Eine Stadt sucht einen Mörder, 20.15 Uhr: Le Mépris – Die Verachtung).
Das Melodrama benötigt stets eine gewisse Fallhöhe: Deshalb ist erst einmal alles toll am 30. Januar 1933, als der jüdische Universitätsprofessor Viktor Roth (Frank Morgan) seinen 60. Geburtstag im Kreis von Familie und Studenten feiert. Doch als am Abend die Nachricht im Radio kommt, Hitler sei zum Reichskanzler ernannt worden, wird die Spaltung innerhalb der Familie deutlich: Die erwachsenen Stiefsöhne sowie Fritz (Robert Young), der Verlobte von Roths Tochter Freya (Margaret Sullavan), begeistern sich für die neuen Machthaber, während Roth und Martin (James Stewart), ein Freund der Familie, sehr skeptisch in die Zukunft blicken. Natürlich zu recht. „The Mortal Storm“ (1940) gehört zu den wenigen Anti-Nazi-Filmen, die in Hollywood gedreht wurden, bevor die USA in den Zweiten Weltkrieg eintraten, und überzeugt als solcher mit einer differenzierten Darstellung der Thematik: Neben dem Widerständler Martin und diversen blindwütigen Nazis gibt es hier auch die verführten Idealisten im Zwiespalt zwischen Ideologie und persönlichen Bindungen. Regisseur Frank Borzage war ein Meister des Melodrams ohne falsche Sentimentalität und Margaret Sullavan seine archetypische Darstellerin: leidensfähig und couragiert (OmU, 1. 9., 20 Uhr, Arsenal 1).
Der Blick eines Europäers auf das Amerika der späten 60er Jahre: In „Zabriskie Point“ (1970) zeigt Michelangelo Antonioni die USA als ein Land, das längst einer Scheinwelt von Leuchtreklamen und Werbefilmen erlegen ist. Am Ende steht die explosive Fantasie einer Zerstörung der Konsumgesellschaft – gefilmt mit mehreren Kameras in extremer Zeitlupe (31. 8., 22.15 Uhr, Babylon Mitte).
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