notizbuch: Wo bleibt das deutsche Literary Hub
Auf Literary Hub, so etwas wie das auf Literaturkritik spezialisierte Pendant zum deutschen Perlentaucher, kann man sich darüber informieren, dass Juli Zehs Roman „Leere Herzen“ soeben ins Englische übersetzt wurde und eine positive Aufnahme findet. The Literary Hub fasst die Besprechungen zusammen und verlinkt auf sie: Zwei sind begeistert („darkly entertaining … many cool Didion-esque apercus“), drei positiv und eine gemischt. Auf Didion als Referenz wäre ich bei Juli Zeh eher nicht gekommen, aber vor allem kann einem aus diesem Anlass wieder einmal auffallen, dass es für so eine Plattform wie lithub.com im Deutschen zwar längst ein Bedürfnis geben mag, sie aber dennoch weiterhin fehlt. Der Perlentaucher bemüht sich mit seinen monatlichen Bücherbriefen zwar redlich, die deutschsprachigen Literaturkritiken über das Tagesgeschehen hinaus zu ordnen. Der tägliche Newsletter der Literaturzeitschrift Volltext verweist auch auf Rezensionen und manche Essays. Aber Literary Hub ist noch etwas anderes: Man bekommt wirklich einen Überblick darüber, welche Bücher gelesen werden und welche Debatten laufen, vor allem auch in der Tiefe, über die Frage hinaus, welche nagelneuen Bücher man kaufen kann (oder nicht kaufen muss). Jedenfalls, das Bedürfnis nach tieferen Debatten ist, folgt man den richtigen Leuten, auf Twitter etwa mit Händen zu greifen, gerade jetzt, kurz nach Erscheinen der Longlist. Aber es angemessen zu institutionalisieren gelingt irgendwie nicht. Eigentlich seltsam. (drk)
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