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Königstreffen in der Kirche

In der König Galerie zeigt Sohn Johann König eine von Vater Kasper König kuratierte Gruppenschau

Von Beate Scheder

Im Erdgeschoss der St.-Agnes-Kirche hängen zwei Fotografien an der Wand, die, obwohl nicht gerade groß, zusammenfassen, worum es in der Sommer-Gruppenausstellung der König Galerie geht. Eine Galeriekünstlerin hat sie gemacht, Annette Kelm. Das ist wichtig zu erwähnen, weil die meisten der vertretenen Künstler*innen nicht aus dem König’schen Programm stammen. Das obere der Porträts zeigt Johann König, den Sohn, in dessen Galerie die Ausstellung stattfindet, wie er vor einer bunten Zielscheibe eine Hand voll Schilf in die Kamera hält. Auf dem unteren sitzt Kasper König, der Vater, der die Schau kuratiert hat, in Socken und Morgenmantel und lässt sich gerade einen Terminkalender zeigen.

Um die beiden dreht sich letztlich alles, um ihre Beziehung zueinander, um das, was sie verbindet – der Hang zur Selbstdarstellung gehört offenbar dazu – und das, was sie trennt. Letzteres hat vor allem damit zu tun, wie sie sich der Kunst widmen: der mit dem ökonomischen Blick, Johann König, verkauft Kunst und das sehr erfolgreich. Kasper König hingegen hat bekanntlich als Kurator Impulse gesetzt, mit der Großausstellung „Westkunst“ 1981 etwa, mit den Skulptur Projekten, die er 1977 ins Leben rief, oder als Direktor des Museums Ludwig.

Die Ausstellung, deren Titel „What Beauty Is, I Know Not“ Dürers Zweifel an seinem Begriff von Schönheit zitiert, folge keinen kommerziellen Interessen, heißt es in der Pressemitteilung. Ganz stimmt das aber nicht. Ein T-Shirt zur Ausstellung gibt es im galerieeigenen Souvenir-Shop immerhin zu kaufen – beziehungsweise gab es. Es ist ausverkauft. Die Marketingmaschine König läuft. Eher uninteressant ist die Geschichte, wie es zur Kooperation von Vater und Sohn kam – in der Galerie platzte eine Ausstellung, Kasper König hatte noch Ideen in petto und sprang ein. Sehr viel interessanter ist die Kunst, die so Einzug fand. Nicole Eisenman ist dabei, Alighiero E Boetti, Thomas Hirschhorn, Manfred Pernice, Rosemarie Trockel, um nur ein paar zu nennen.

„Das Floß der Medusa“

Herrlich allein wie im Treppenhaus des brutalistischen Kirchenbaus von oben herab Mike Kelleys Seidenfahnen „Pansy Metal/Clovered Hoof“ (1989) hängen und am Boden in Fischli & Weiss’ „Son et lumiére“ (1990) ein sich drehender Plastikbecher imposant Licht und Schatten an die Wand wirft.

Oben im Kirchenschiff dominiert „Das Floß der Medusa“. Nicht das echte Gemälde von Théodore Géricault aus dem Jahr 1819 natürlich. Stattdessen ein aus 28 magentafarbenen Siebdrucken zusammengesetztes Remake von Susi Pop aus dem Jahr 2019. Das monumentale Werk, das damals mit allen Regeln brach, sowohl wegen seines Themas wie auch der Art seiner Darstellung, ist einer der Ausgangspunkte der Schau.

Kann Kunst das heute noch, fragt man sich davor stehend zwangsläufig. Emeka Ogbohs Beitrag zur Ausstellung, der auch auf Géricault Bezug nimmt, vielleicht nicht unbedingt. Der Künstler hat mit der Brauerei BRLO eine Ale-Edition aufgelegt, die mit der afrikanischen Hirseart, französischem Hopfen und Holzstücken gebraut wurde und dessen Etikett die Grundfarben des Gemäldes zitiert. Trinkbare Kunst also, für Craftbeer-Liebhaber*innen sogar mit Genuss.

Eher dann so, wie die junge russische Malerin Alisa Yoffe es handhabt. Ihre Wandarbeiten, sind extra und vor Ort für die Ausstellung entstanden. In gestisch aufgetragenem, intensiv glänzendem Schwarz erzählen sie von Protesten, von Auseinandersetzungen mit der Polizei und von korrupter Politik – und eben auch davon, was Kunst sein kann, Schönheit hin oder her.

Bis 13. Oktober, Di. bis Sa. 10 bis 18 Uhr, So. 10 bis 18 Uhr, Alexandrinenstr. 118–121

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