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Archiv-Artikel

Dialog vor dem Hintergrund des Terrors

„Wege zum Miteinander“ will die heute beginnende 11. Islamwoche finden. Im Austausch mit Nichtmuslimen sollen Ängste gegenüber dem Islam abgebaut werden. Eingeladen sind auch Politiker, darunter Innensenator Körting (SPD)

„Islam heißt Friede“ – eindringlich klingt die warme, mit arabischem Akzent eingefärbte Stimme am Telefon. Mohammad Abdul Abdurrazzaque ist Vorsitzender der Initiative Berliner Muslime, eines Aktionsbündnisses von 8 muslimischen Organisationen in Berlin. Er weiß, dass Friede zurzeit kaum mit dem Islam assoziiert wird. Zu sehr sind die Londoner Terroranschläge und die Berliner Ehrenmorde im Gedächtnis der Menschen präsent.

Gerade diesem Negativimage treten Abdurrazzaque und seine Initiative entgegen: mit der heute in der Neuköllner Werkstatt der Kulturen beginnenden 11. Islamwoche. „Wir möchten den Dialog mit allen BerlinerInnen, um der scheinbaren Ohnmacht in Bezug auf Terror und Gegenterror, Verleumdung und Unterstellung zu begegnen“, betont Abdurrazzaque. Man wolle „Wege zum Miteinander“ finden, so das offizielle Motto der Islamwoche. „Vor allem soll endlich mit uns und nicht über uns geredet werden“, erklärt Abdurrazzaque. Im Mittelpunkt stehen deshalb tägliche Podiumsdiskussionen unter großer Beteiligung deutscher und nichtmuslimischen RednerInnen.

Heute spricht unter anderem der zum Islam konvertierte ehemalige deutsche Botschafter Murad Hofmann zum Thema „Angst vor dem Islam“. Auch Berliner Politiker nehmen an den Diskussionen teil. So redet Innensenator Ehrhart Körting (SPD) am Mittwoch über Medienbild und Realität des Islam. Hans-Christian Ströbele (Die Grünen) diskutiert am Freitag über die Chancen des Islam für Europa.

Auch zu brisanten Themen wie Frauenrecht und Zwangsheirat werde Klartext gesprochen, erklärt Abdurrazzaque. Das aktuelle Thema hat der Neuköllner Verein Inssan auf die Agenda am Donnerstag gesetzt. Inssan engagiert sich seit längerem mit Postkartenaktionen gegen Zwangsheirat (taz berichtete). „Der Islam verbietet Zwangsehen“, sagt Imran Sagir von Inssan, „das wollen wir ins öffentliche Bewusstsein der Mehrheits- und der Minderheitsgesellschaft rücken. Die Menschen sollen die Islamwoche mit einem ‚Aha-Effekt‘ verlassen.“ Und vielleicht glaubt man dann stärker daran, dass Islam Friede bedeutet.

Alexandra Müller

Die Islamwoche beginnt heute um 18 Uhr in der Neuköllner Werkstatt der Kulturen, Wissmannstraße 32. Bis Sonntag wird eine bunte Mischung aus Diskussionen, Vorträgen, Theater, Musik, Ausstellungen, Workshops und Moscheeführungen angeboten. Programm unter www.islamwoche-berlin.de