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Archiv-Artikel

Crew Kattenturm am Ende

SOZIALPOLITIK Weil die Sozialbehörde keinen neuen Träger iindet, steht das Nachbarschafts- hilfe-Projekt „Crew“ der IWT in Kattenturm vor dem Aus. Die Mitarbeiter ahnen noch nichts

„Uns haben alle vergessen, deshalb kümmern wir uns jetzt um uns und machen weiter – so lange es geht“

Sie wissen seit Wochen nicht, wie es mit ihnen weitergeht: Das „Serviceteam Crew“, ein Projekt des Beschäftigungsträgers „Interkulturelle Werkstatt Tenever“ (IWT) in Kattenturm, hängt nach allen Regeln der Kunst in der Luft. Ihre Stellen wurden bis zum 9. 10. von der Bagis finanziert. Das „Crew“-Projekt betreibt in Kattenturm einen Concierge-Dienst und bietet kostenlose Nachbarschaftshilfe an: Hilfe für Behinderte, Einkaufshilfen für ältere Menschen, Hilfe für Ausländer, die einen Dolmetscher brauchen, und vieles mehr. Hilfe also zum Leben im Stadtteil.

Die IWT hatte für das Projekt von der Bagis zusätzlich zu den Löhnen der MitarbeiterInnen einen so genannten Qualifizierungsanteil, der rund 20 Prozent der Lohnsumme ausmacht, bekommen. Den gab es dafür, dass sie die Leute für den ersten Arbeitsmarkt weiterbildet. „Angekommen“ ist davon wenig bis nichts. Allein um die Dienste der „Crew“ zu bewerben, sind der IWT 1.400 Euro Mittel über „Wohnen in Nachbarschaft“ bewilligt worden. Zusätzlich zu den öffentlichen Mitteln wurde das Projekt von der Beamten Baugesellschaft finanziert. Die hat die IWT bis Jahresende beauftragt, die Dienstleistungen der „Crew“ in ihrem Wohnblock in Kattenturm anzubieten.

Die öffentlichen Zuschüsse für die IWT sind gestoppt. Andere IWT-Projekte und 26 MitarbeiterInnen wurden von dem Beschäftigungsträger Bras übernommen. Von der Sozialbehörde hatten die Kattenturmer eine mündliche Zusicherung, dass ihr Projekt ebenfalls an einen neuen Träger gehe. Ganz anders klang schon ein Vierzeiler, den die „Crew“-MitarbeiterInnen von der Bagis erhielten: Darin werden sie bis zum 9. Oktober „aus der AGH-E abberufen“, der so genannten „Arbeitsgelegenheiten-Entgeld-Variante, „zur Vermeidung finanzieller Nachteile“ werden sie in dem Schreiben gebeten, „umgehend in der Bagis vorzusprechen“.

Seither ist ihnen ihr Status unklar: Sind sie arbeitslos? „Formal sind sie das nicht“, sagt Petra Kodré, Sprecherin der Sozialbehörde. Gekündigt hat die IWT ihnen bislang nicht. Aber wie soll die IWT denn die Löhne Ende des Monats bezahlen? War nicht die Rede von Insolvenz?

In den nächsten Tagen werde man „individuelle Lösungen“ finden, versichert Kodré. „Einzellösungen“ brauche es, da die „Crew“ möglicherweise aufgelöst werde. Denn ein neuer Träger konnte für das Projekt bislang nicht gefunden werden. Das wussten die Betroffenen bis gestern jedenfalls nicht.

Ebenfalls unklar ist, was mit den Geldern geschehen ist, die die IWT für das Kattenturmer Projekt erhalten hat. Bei der Beamten Baugesellschaft weiß niemand, ob die IWT den mit ihr bis Jahresende laufenden Vertrag erfüllen wird. „Wir haben unseren Anteil bezahlt“, sagt Thorsten Prietz von der BBG. Er hat derweil mit den „Crew“-Mitarbeiter vereinbart, dass sie zumindest den Concierge-Dienst weiter besetzen. „Aus unserer Sicht spricht nichts dagegen, wir wollen das gerne fortführen“, sagt er. Das wollen auch die MitarbeiterInnen. „Die Leute hier brauchen unsere Hilfe“, sagt eine von ihnen. „Uns haben alle vergessen, deshalb kümmern wir uns jetzt um uns und machen weiter – so lange es geht“. AG/kawe