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Ex-Minister Werner Müller ist tot

Der Manager war unter Gerhard Schröder in die Politik gewechselt. Danach ging er zurück in die Wirtschaft

Er war ein Grenzgänger zwischen Politik und Wirtschaft: Der Industriemanager und frühere Bundeswirtschaftsminister Werner Müller ist tot. Der parteilose Essener, der vier Jahre lang der rot-grünen Regierung von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) angehört hatte, starb in der Nacht zum Dienstag im Alter von 73 Jahren nach langer Krankheit, wie die RAG-Stiftung in Essen mitteilte. Im vorangegangenen Jahr hatte sich Müller krankheitsbedingt bereits von allen Ämtern zurückgezogen.

Müller war von 1998 bis 2002 Wirtschaftsminister. Schröder hatte ihn aus der Wirtschaft in die Politik geholt und damit sein Wahlkampfversprechen erfüllt, den Posten des Wirtschaftsministers mit einem Manager zu besetzen. Müller war vor seiner Berufung lange in der Energiewirtschaft und als selbstständiger Berater tätig.

Eine wichtige Rolle kam Minister Müller beim Atomausstieg der rot-grünen Regierung zu: Er verhandelte dessen Eckpunkte mit der Industrie. Dabei geriet er immer wieder in Konflikt mit dem damaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne). In Müllers Amtszeit fiel auch die Streichung des Rabattgesetzes und der Zugabeverordnung, die seit den 1930er Jahren in Kraft waren. Mit der Streichung entfielen Beschränkungen für Preisnachlässe und für weitere Vergünstigungen von Händlern für die Kunden.

Als Parteilosem fehlte Müller der typische „Stallgeruch“, den viele seiner SPD-Kollegen mit ins Kabinett brachten. Gegenüber Kanzler Schröder galt er als loyal. Müller hatte ihm schon in dessen Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident als Berater zur Seite gestanden.

Nach der Bestätigung von Rot-Grün bei der Bundestagswahl 2002 wechselte Müller wieder zurück in die Wirtschaft zur Ruhrkohle AG (RAG), der späteren Evonik AG. (dpa)

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