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Starke Frauen auf heiligem Rasen

Nach dem Open-Air-Kino ist vor dem Open-Air-Kino: Das Hamburger 3001 zeigt wieder Filme im Stadion des FC St. Pauli

Von Wilfried Hippen

Mit Kino den FC St. Pauli retten: Das war 2003, als der Fußballverein (wieder mal) kurz vor der Pleite stand, die Idee. Wenn der Spielbetrieb ruhte, im Sommer also, sollte das Millerntorstadion zum Open-Air-Kino werden. Im Rahmen der damaligen Rettungskampagne organisierte man drei Vorstellungen. 2015 trennten sich der gern als so ganz anders wahrgenommene Verein und das bis dahin beteiligte Stadtteilkino 3001. Auf dem heiligen Rasen stellte ein anderer Anbieter seine Leinwand auf.

Inzwischen gibt es im Stadion sogar zweimal Kino unter freiem Himmel: Vom 30. Mai bis zum 30. Juni lief im „St. Pauli Sommerkino“ ein recht konventionelles Programm. In dieser Woche beginnt nun das vom 3001 betreute.

Nach der Eröffnung am ges­trigen Mittwoch – mit dem Ostrock-Biopic „Gundermann“ – steht heute Abend ein Publikumsliebling der vergangenen Kinosaison auf dem Programm: „Bohemian Rhapsody“, das viel gelobte Porträt von „Queen“-Sänger Freddie Mercury. Mit anderen internationalen Stars hat dann am Sonntagabend „Hamburger Gitter“ zu tun, eine Dokumentation über den G20-Gipfel im Juli 2017 in der Hansestadt – oder genauer: den damaligen Polizeieinsatz. Zur Diskussion ist die Linken-Bürgerschaftsabgeordnete Christiane Schneider eingeladen.

Im Kooperation mit den Lesbisch-Schwulen-Filmtagen läuft am Montag, 15. Juli, „Silvana – Eine Pop-Love-Story“. Die Doku der schwedischen Filmemacherinnen Mika Gustavon, Olivia Kastebring und Christina Tsiobanalis porträtiert Silvana Imam, „Schwedens Rap-Riot-Girl“ und eine Ikone der lesbischen Community.

Mit „Frauen bilden Banden“ folgt am Dienstag, 16. Juli, eine weitere Dokumentation: Das Berliner Frauen-Lesben-FilmKollektiv Las Otras hat die Geschichte der militanten Frauengruppe „Rote Zora“ recherchiert, die sich in den 1970er- und 1980er-Jahren mit zum Teil illegalen Aktionen gegen alltägliche Gewalt wehrte.

Erzählt auch der Spielfilm „The Hate U Give“ (17. Juli) von Frauen und widrigen Lebensumständen – eine Afroamerikanerin aus einem armen Viertel verschlägt es auf eine ebenso teure wie weiße Privatschule –, ist „Mid90s“ (18. Juli) eine Art Kontrastprogramm: Darin erzählt Jonah Hill vom Aufwachsen als weißer Junge in der Skateboard-Szene im Los Angeles der, eben, Mittneunziger.

Am 22. Juli werden die Zuschauer ein spezielles Vorprogramm erleben: Die Profis des FC St. Pauli halten ein öffentliches Training ab. Danach läuft dann Alba Sotorras Dokumentation „Commander Arian“: Sie handelt von der 30-jährigen Kommandantin eines kurdische Frauenbataillons im Syrienkrieg. Ungleich leichter dann der letzte Abend, wenn am 23. Juli der berühmteste unter den lebenden Hamburger Filmemachern gefeiert wird: Fatih Akin mit seiner Komödie „Soul Kitchen“.

Der Einlass ist jeweils um 21 Uhr, die Vorstellungen beginnen, sobald es dunkel genug ist. Weil das Publikum in der Fankurve durch das Tribünendach vor der Witterung geschützt ist, finden die Vorstellungen bei jedem Wetter statt.

Alle Termine: www.3001-kino.de/specials/filmnaechte-am-millerntor

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