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Archiv-Artikel

Weißer Stachel in Simbabwe

Mehrmals entkam Roy Bennett abgemagert, aber ungebrochen der „lebenden Hölle“, der Inhaftierung in Simbabwe. Das letzte Mal im März, nach einigen Wochen Haft: Der Oppositionspolitiker und designierte Vizelandwirtschaftsminister der oppositionellen MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) in der frisch vereinbarten Einheitsregierung des Landes war gerade erst aus seinem vorherigen südafrikanischen Exil nach Simbabwe zurückgekehrt, um den Amtseid abzulegen, als die Polizei gegen ihn Haftbefehl wegen „Terrorismus“ und „Hochverrat“ erließ. Er versuchte, das Land wieder zu verlassen, und wurde noch auf der Startbahn aus seinem Privatflugzeug heraus festgenommen. So versuchte Robert Mugabes Regime mal wieder, dem ehemaligen Farmer den Garaus zu machen. Bennett kam zwar wieder frei, konnte sein Amt als Vizeminister aber nicht antreten. Jetzt sitzt er wieder ein, und sein Prozess soll am Montag beginnen.

Der 52-jährige Weiße gilt als einer der Spitzenpolitiker in Premierminister Morgan Tsvangirais Oppositionspartei MDC. Seit er vor neun Jahren für die MDC ins Parlament gewählt wurde, war Bennett öfter Ziel von Gewalt. Seine Familie lebt mit anerkanntem Flüchtlingsstatus im südafrikanischen Johannesburg.

Bennett, der fließend Simbabwes wichtigste Sprache Shona spricht, hatte seine Kaffeefarm in Chimanimani 2004 nach brutalen Übergriffen an Mugabes Schergen verloren. Bei einer erregten Diskussion im Parlament stieß er Justizminister Patrick Chinamasa zu Boden. Er kam für acht Monate ins Gefängnis, danach floh er nach Südafrika. Dort wurde der damalige MDC-Schatzmeister auch Südafrikasprecher der Partei.

Auf die Prügelei mit Chinamasa „bin ich nicht stolz“, sagte Bennett später. „Aber ich bin ein Mensch und bin nach Jahren des Missbrauches und der Verspottung ausgerastet.“ Er büßte mit Haft unter menschenunwürdigen Umständen. Heute will er Versöhnung: „Ich habe denen vergeben, die mich verfolgt haben. Das sollte zwischen allen Parteien so sein, damit wir vorwärts kommen.“ Nur die Staatsmacht scheint das noch anders zu sehen – obwohl seine Partei heute mit an der Regierung ist.

MARTINA SCHWIKOWSKI