Knuffige Knubbligkeit

Weltweit Trauermärsche der Knollen für Mordillo

Knollenfoto: dpa

Es war ein Bild, das so schnell niemand vergessen wird, der es mit eigenen Augen gesehen hat: In vielen Ländern der Erde hatten sich am Montag die Knollen dieser Welt spontan von dem sie umgebenen Erdreich befreit, waren ans Tageslicht gestiegen und zogen nun in schier endlosen Trauerzügen durch die Städte, von Buenos Aires bis Paris, von New York bis Madrid, um einen Mann zu würdigen, der ihnen für alle Ewigkeit ein Denkmal gesetzt hatte: Der Vater der Knollennasen, der argentinische Zeichner Mordillo war am Samstag im Alter von 86 Jahren gestorben.

Kein anderer Cartoonist konnte die Knolle so ins Bild setzen wie der legendäre Meister, dessen knubblige Wesen global verständlich waren. Sprechen mussten sie dafür nicht, Mordillo verzichtete auf die Sprechblasen und ließ lieber die Rundungen sprechen, die oft über das Herz den Verstand erreichten. Viele Nachfolger hat Mordillo mit seinen ebenso nackten wie knuffigen Figuren inspiriert und blieb doch in seiner leichthändigen Weichheit einzigartig.

Als Inbegriff der Knolligkeit führten die Kartoffeln, umschlungen von schwarzen Scherpen des Schmerzes, die Trauermärsche an, gefolgt von den Zwiebeln, die zwar keine reinen Pflanzenknollen sind, aber dem großen Meister des rundlichen Humors die Ehre erweisen wollten und nicht nur selbst herzzerreißend weinten, sondern auch alle Schaulustigen am Wegesrand in Tränen ausbrechen ließen.

Eine breite Phalanx bildeten die Manioks, die als Repräsentanten des Südens Mordillo würdigten, indem sie sich selbst als sein Lieblingsgericht bezeichneten und immer wieder aufbereitete und frittierte Wurzelknollen an die Trauergemeinde verteilten.

In europäischen Breiten folgten besonders Rüben, Radieschen, Sellerie und Kohlrabi dem Aufruf, ein letztes Mal den legendären Knollenfreund zu ehren. Scharf wurden hier vor allem von Radieschen die Kritik zurückgewiesen, Mordillo müsse letztlich als zu leicht befunden werden, als ein Zeichner der nicht energisch genug die gesellschaftlichen und politischen Konflikte zugespitzt hätte. Im Gegenteil, erklärten die Rüben in einer Stellungnahme: Mordillo sei mit seinem rundum humanistischen Humor letztlich ein universeller Weltenerklärer gewesen, über dessen spielerisch kindliche Komik alle Erdenbewohner lachen konnten – vor allem aber die Knollen selbst.