: Unsichtbare Überwachung
DIEBSTAHLSCHUTZ Weil in Bremen mehr geklaut und weniger aufgeklärt wird als anderswo, sollen Wertsachen dort jetzt umfassend mit so genannter „künstlicher DNA“ markiert werden
Mit einem bundesweiten Pilotprojekt will das Land Bremen seinen Ruf als Hochburg der Diebe und Einbrecher bekämpfen.
Ab sofort sollen in allen Schulen Wertsachen mit einer unsichtbaren, individualisierten Flüssigkeit markiert werden. Diese wird erst unter ultraviolettem Licht erkennbar. Im Fall eines Diebstahls wären die Spuren über den Markerstoff eindeutig zuzuordnen. Ab November wird die irreführend „künstliche DNA“ genannte Substanz dann auch in je einer Pilotregion in Bremen und Bremerhaven kostenlos verteilt.
Im Land Bremen werden pro Jahr etwa 10.000 Fahrräder geklaut, zudem wurden vergangenes Jahr 2.876 Wohnungen und 10.899 Autos aufgebrochen. Damit nimmt Bremen nach Angaben des Innensenators Ulrich Mäurer (SPD) bundesweit einen Spitzenplatz bei den Eigentumsdelikten ein, während es bei der Aufklärungsquote vergleichsweise schlecht dasteht. In den Niederlanden sowie in Großbritannien, wo das DNA-Verfahren bereits im Einsatz ist, sind trotz einiger Verdrängungseffekte die Fallzahlen um bis zu 80 Prozent gesunken. Auch Mäurer erhofft sich eine „Trendwende“.
Die Substanz der niederländischen Firma „Selecta DNA“ kostet im Handel regulär 120, in Bremen und Bremerhaven abseits der Pilotstadtteile 75 Euro. Mit ihr können etwa 50 bis 75 Gegenstände dauerhaft markiert werden. Diese werden dann nebst Eigentümer in einer Datenbank erfasst, auf die „laut einer Kooperationsvereinbarung“ nur die Polizei Bremen umfassend Zugriff haben soll – nicht aber die Firma, die sie bereitstellt.
Abschreckende Wirkung sollen allerlei Hinweisschilder entfalten, die rund um alle markierten Gegenstände und Orte angebracht werden. Zudem sollen beispielsweise Tankstellen mit Anlagen ausgerüstet werden, die die Substanz auf Knopfdruck versprühen können. Sie ist kaum entfernbar, soll nicht gesundheitsschädlich sein und haftet mehrere Tage oder sogar Wochen auf Haut und Kleidung. MNZ