: Klimawandel - jetzt wir d ’s ernst!
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
dies ist die beste Zeit für guten Journalismus. Das heißt nicht, dass alles gut ist. Es ist auch die Zeit von Fake News und brutaler medial-digitaler Beeinflussung und Manipulation von Menschen. Aber wenn jemand behauptet, dass früher auch der Journalismus besser war: Quatsch. Alles war übersichtlicher. Jetzt sortieren sich in der Digitalisierung die Kommunikations- und Machtverhältnisse neu. Wenn wir das verstehen, sind unsere Möglichkeiten, neue Menschen zu erreichen und neue Bündnisse zu schließen, viel größer, als sie es früher waren.
Ich habe das besondere Privileg, für die Tageszeitung taz, die Wochenzeitung taz am Wochenende, für taz.de und zudem für unser politisches Magazin taz FUTURZWEI zu schreiben, vier verschiedene Zugänge zu Lesern, Geschwindigkeiten von Recherche, Erscheinungsweisen und Schwerpunktsetzungen. Mein zentrales journalistisches Thema ist die sozialökologische Wende.
EngagementDie taz ist schon seit 1992 eine Genossenschaft. Mehr als 18.977 Mitglieder mit einem Kapital von etwa 18 Millionen Euro sichern inzwischen die wirtschaftliche und publizistische Unabhängigkeit der taz. Als Rettungsaktion entstanden, hat sich die taz Genossenschaft inzwischen zum erfolgreichen Geschäftsmodell entwickelt, das die Unabhängigkeit der taz sichert.
Mit dem Jugendprotest Fridays for Future ist wirkliche Politik gegen die Erderhitzung endlich wieder in das Zentrum der gesellschaftlichen Debatte gerückt. Sie ist wieder eine Möglichkeit.
Darum geht es: um Politik. Der einzelne Mensch kann die Erderhitzung nicht begrenzen, linke oder grüne Milieus können es nicht, ein Nationalstaat kann es nicht und selbst die Europäische Union kann es nicht allein. Es braucht also neue gesellschaftliche Allianzen von Leuten, die nicht „gleich“ sind, sondern sehr unterschiedlich und die in vielen Bereichen ganz andere Werte haben, sodass man früher gesagt hätte, dass man mit denen nichts zu tun haben will. Geht aber nicht, weil das Problem nicht gegen andere, sondern nur mit allen zusammen zu lösen ist. Schwierig.
Früher argumentierten wir Ökos moralisch, um die zeitliche Differenz zwischen der Gegenwart und dem Auftreten des Problems in einer scheinbar fernen Zukunft zu überwinden. Jetzt ist das Problem da und statt zu handeln, hat eine fulminante Gegenmoralisierung eingesetzt. Die CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer beschwört ein Menschenrecht auf Fleisch, der FDP-Chef Lindner wittert überall Verbote, Freiheitsberaubung und linksideologische Umerziehung. Der Trick besteht darin, sich nicht reizen zu lassen, sondern radikal auf der politischen Ebene zu bleiben. Es fällt schwer, muss aber sein. Es geht nur politisch und nur mit einer breiten Allianz der Unterschiedlichen.
Dynamik
Etwa 1.000 neue Mitglieder mit 1 Million Euro kommen jährlich hinzu. Allein seit Jahresanfang konnten wir 492 Neumitglieder mit 420.500 Euro Kapital aufnehmen. Damit die Genossenschaft stark bleibt, muss sie weiter wachsen.
Die taz wurde 1979 von der Ökologiebewegung mitgegründet, neben dem Kampf für Emanzipation und Minderheitenrechte sowie soziale Gerechtigkeit ist die Bewältigung der Erderhitzung unser zentrales Anliegen. Die Gründungskollegen der taz haben als führende Kraft die Aufklärung des Themas Atomkraft betrieben und als erste Ökologie und Wirtschaft in einem Ressort zusammengebracht. Wo es jetzt darum geht, die ökologische Modernisierung umzusetzen, ist dieses Prinzip zukunftsentscheidend.
Was ich sagen will: Dies sind großartige Zeiten für Journalismus. Wir können richtig etwas bewegen und wir wollen etwas bewegen. Aber dazu brauchen wir eine starke Genossenschaft, die uns Kraft und Unabhängigkeit gibt und bitte auch inhaltlichen Input.
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Packen wir es an. Herzlich, Ihr
Peter UnfriedChefreporter taz, die tageszeitungChefredakteur taz FUTURZWEI
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