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Kamele am Kanal

Wasserwesen-Sehnsüchte und Migrationsgeschichten: Zum 14. Mal lädt der „Kultursommer am Kanal“ zu Kultur-Streifzügen entlang der Alten Salzstraße

Tränen am Ufer: Das diesjährige Kanu-Wander-Theater ist längst aus-gebucht Foto: Antje Berodt

Von Robert Matthies

Diesmal soll sich alles um Natriumchlorid drehen. Denn Salz ist nicht nur der wichtigste Mineralstoff für Menschen und Tiere, sondern war auch, vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, das wichtigste Transportgut auf Deutschlands wichtigster Nord-Süd-Verbindung. Und deren Abschnitt zwischen Lüneburg und Lübeck – die Alte Salzstraße, genauer: das Gebiet rund um den heutigen Elbe-Lübeck-Kanal – bespielt der „Kultursommer am Kanal“ im Herzogtum Lauenburg ab Samstag zum 14. Mal einen Monat lang mit Theater, Musik und bildender Kunst. Rund 80 Veranstaltungen an 30 Orten gibt es.

Nicht nur geografisch soll der Bezug zum Salz hier natürlich verstanden werden, sondern im am weitesten gefassten Sinne als „Gewürz des Lebens“: als „Einladung zum Fantasieren“, zur Meditation über das „Reisen im Strom der Zeit“ und über die „Tränen der Freude und des Schmerzes als Ausdruck der Seele“.

Eröffnet wird der Kultursommer am 15. Juni also mit einem „Salzfest“ an der Schleuse sowie in und um die Maria-Magdalenen-Kirche in Berkenthien. Zu erleben gibt es neben Kunst von lokalen Künstler*innen – unter anderem Holzarbeiten, Steinbildhauerei und eine Sumpfpflanzeninstallation in den Gräben des Stecknitzparks – einen Uferspaziergang, der das Märchen von der Salzprinzessin erzählt (bei den Brüdern Grimm hieß es „Prinzessin Mäusehaut“).

Dass man dabei auch auf eine Salzkarawane mit echten Kamelen trifft, hat übrigens auch einen ganz schlichten lokalen Anlass: Seit rund 15 Jahren züchtet der Tierarzt und Landwirt Andreas Fey die Trampeltiere auf seinem Hof in Berkenthien.

Ein Uferspaziergang erzählt beim „Salzfest“ das Märchen von der Salzprinzessin

Um bestimmte Routen und die Bedeutung, die sie für die Entwicklung von Regionen, aber auch die Lebenswege Einzelner haben, geht es auch andernorts beim Kultursommer: Von diesem Sonntag an bis zum 30. Juni ist etwa im Bahnhof Lauenburg die Ausstellung „Koffererzählungen“ zu sehen. Oder besser: zu lesen. Denn im Koffer stecken Berichte aus unterschiedlichen Migrationszeiten, Geschichten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso wie Berichte von Menschen, die in jüngeren Migrationsbewegung vor Kriegen, staatlicher Repression oder Armut aus verschiedenen Länder der Welt nach Norddeutschland kamen.

Längst ausgebucht ist leider schon das beliebteste Format des Kultursommers: Beim Kanu-Wander-Theater paddelt man in kleinen Gruppen rund acht Kilometer lang über den Schaalseekanal, den Salemer See und den Pipersee, während am Ufer – frei nach H. C. Andersens „Die kleine Meerjungfrau“, Fouqués „Undine“, A. Dvořáks „Rusalka“ und Jacques Offenbachs „Die Rheinnixen“ – Wasserwesen von ihrer Sehnsucht nach menschlichen Gefühlen, nach Tränen und Liebe erzählen.

Eröffnung: Sa, 15. Juni, 14 Uhr, Berkenthin, Platz an der Schleuse; bis 15. Juli, Herzogtum Lauenburg, Infos und Programm: www.kultursommer-am-kanal.de

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