: Auf ausgetretenen Pfaden
Es ist doch erstaunlich, dass Sie immer wieder gerne auf „ausgetretenen“ Pfaden prophetischen Phrasen hinterherlaufen. Drewermanns Auslassungen über die römische Amtskirche zu lesen oder seine nur vordergründig einsichtige Kapitalismuskritik – was ist daran neu oder originell? Drücken Sie sich doch vor einer eindeutigen, aufklärerischen Positionierung; stattdessen geben Sie einer intraklerikalen, prochristlichen Meinung Raum, die allen scheinbaren Widrigkeiten zum Trotz dennoch eine Synthese mit dem Kritisierten anstrebt. Bindemittel: das affirmative Religionsbekenntnis, was Drewermann von Ratzinger ununterscheidbar macht. Streiten sie sich doch nur darum, auf welchem „diesseitigen“ Modus man Religionsinhalte inkorporiert. Warum gerade soll ein Theologe dazu geeignet sein, Religion bzw. Religionsausübung (sei es intrapersonal oder administrativ interpersonell) in korrekter Perspektive darstellen zu können, bzw. Reformpotenziale herauszuarbeiten? Lebt er doch von ihr!
In diesem Zusammenhang stelle ich zwei Ansichten von Karlheinz Deschner über „Glaubens-Experten“, die unbedingt mit Drewermann’schen Äußerungen in Beziehung zu setzen sind und somit die Phrasenträchtigkeit der von Ihnen publizierten Ansichten entlarven: „Theologe – einziger Experte ohne Ahnung von seinem Forschungsobjekt“. „Ein fortschrittlicher Theologe: ein Widerspruch in sich. Wenn ein Theologe fortschreitet, ist er kein Theologe mehr.“ Genau das aber will Drewermann nicht sein, um weiterhin Werte und Einsichten von Fiktionalem und nicht methodisch Erforschbarem ableiten zu können. Damit jedoch globale Probleme erkennen, erklären und überwinden zu wollen, ist anmaßend und irreführend.
EGBERT RADZUWEIT, Duisburg