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Archiv-Artikel

Nach Niger schlagen Helfer für Mali Alarm

UNO erhöht Hilfsappell nach Warnungen vor Nahrungsmittelknappheit. In Niger hungern Nomaden am meisten

Von D.J.

BERLIN taz ■ Nach Beginn der internationalen Hilfsaktion für Niger suchen die UN-Hilfswerke auch für andere Sahel-Länder Lebensmittelhilfe. Das UN-Welternährungsprogramm WFP erhöhte gestern seinen Spendenaufruf für Mali von 7,3 auf 13,6 Millionen Dollar. Damit sollen bis Jahresende 625.000 Menschen unterstützt werden.

In Mali lag die letzte Getreideernte ebenso wie in Niger um rund 25 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre – ähnlich ist die Situation auch in Burkina Faso und Mauretanien. Während in Niger im kommenden Herbst aufgrund reichlicher Regenfälle eine Rekordernte zu erwarten ist, sind in Mali einige Regionen allerdings dieses Jahr erneut von Dürre betroffen. Nach Regierungsangaben in Mali haben eine Million Menschen Probleme, sich zu versorgen – zehn Prozent der Bevölkerung. In Burkina Faso sind es nach Angaben von Hilfswerken 500.000, in Mauretanien 800.000, in Niger 2,5 Millionen.

Das Hilfswerk Christian Aid hatte bereits vorletzte Woche gewarnt, dass das Risiko einer Hungersnot in Mali und Burkina Faso höher sei als allgemein angenommen. In Teilen Malis würden Lebensmittel jetzt knapp, während die nächste Ernte erst im November anfallen werde. Nach Angaben des Hilfswerks Oxfam sind die Distrikte Timbuktu, Gao und Kidal im Norden Malis am schwersten betroffen.

Unterdessen warnten Hilfswerke aus Niger, dass die nomadisierenden Viehzüchter, darunter die Tuareg-Minderheit im Norden des Landes, am meisten unter der Hungersnot litten. Oxfam meldete, dass die Nomaden Nigers durchschnittlich 70 Prozent ihrer Herden verloren hätten. UN-Berichten zufolge zerstörte die Heuschreckenplage 2004 40 Prozent des Weidelandes von Niger; die Preise für Heu und Viehfutter schossen daraufhin in die Höhe, während die Hirten zugleich gezwungen waren, verfrüht auf Wanderschaft zu gehen und ihr Vieh zu verkaufen – zum Teil nur zu einem Viertel des normalen Marktpreises.

Zahlreiche Hirtenfamilien seien dadurch ökonomisch ruiniert, und es sind vor allem ihre Kinder, die halb verhungert in die Notaufnahmezentren der Hilfswerke gelangen. Oxfam zufolge essen 40 Prozent der erwachsenen Nomaden und 30 Prozent ihrer Kinder höchstens einmal am Tag, oft seltener. Jede zehnte Familie esse bloß noch Gras und Blätter. D.J.