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So kommt das Licht herein

Wie ein Riss, durch den das Licht fallen kann, steht eine Tür halb offen. Hinter prächtigen Rokokoverzierungen gibt sie den Blick frei auf Greta Thunberg, drauf und dran, die Bühne zu betreten. Das leicht schräge Bild betont ihre Bewegung, während der österreichische Bundespräsident ihr würdevoll und mit väterlicher Geduld folgt. Alexander Van der Bellen lässt dem Mädchen den Vortritt. Ideal personifiziert er den Wunsch Thunbergs, die Erwachsenen mögen sich wie Erwachsene benehmen. Bescheiden erweist er der kommenden Generation seinen Respekt. Zusammen repräsentieren die beiden, was nach dem Kollaps der österreichischen Regierung abwesend zu sein scheint.

Gretas Blick ignoriert die Kamera. Er ist erwartungsvoll, aber zurückhaltend. Ihre unheimliche Fähigkeit zur Konzentration schreibt sie selbst ihrem Autismus zu. Tritt sie ein, oder flüchtet sie?

Thunberg, rote Sigg-Flasche in der Hand, ist auf dem Weg ins Schlafzimmer Maria Theresias, heute das demokratische Herzstück der Präsidentschaftskanzlei in der Wiener Hofburg. Maria Theresia war 23, als sie Herrscherin wurde. Man hielt sie für schwach und unerfahren. Als sie vierzig Jahre später starb, galt sie als eine der erfolgreichsten, energischsten und fortschrittlichsten Fürsten ihrer Zeit.

Man hat Greta Thunberg schon bei anderen Gelegenheiten in dieser langen karierten Bluse gesehen. Sie legt Zeugnis davon ab, dass die Sechzehnjährige vor einigen Jahren nicht nur aufgehört hat, Fleisch zu essen. Sie kauft nur, was ihr absolut notwendig erscheint. Im Kontrast zur samtenen Damasttapete macht das einfache moderne Muster ihrer Bluse Gretas Isolation noch deutlicher. Greta ähnelt dem Waisenkind aus Janusz Korczaks Kinderbuch „König Maciuś der Erste“, das unerwartet König wird. Es versucht, seine kindliche Vorstellungskraft mit rationalem Denken zu verbinden, doch kann es das Land der Erwachsenen nicht retten.

Wie Korczaks Kinderkönig handelt Greta allein. Einsam sieht sie aus, aber entschlossen. Sie verkörpert kindlichen Common Sense und Abwesenheit von Gier und Destruktivität. Sie ist ein Kuriosum, ein singuläres Phänomen, das die repräsentative Leere sichtbar macht, die um sie herum herrscht.

Tal Sterngast

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