„Ich möchte einfach Dinge erleben“

Die litauische Ausnahmeschwimmerin Ruta Meilutyte, 22, beendet bereits ihre Karriere

Eine Goldmedaille bei den Olympiaspielen, eine bei der WM und zwei Weltrekorde – all das hat die litauische Schwimmerin Ruta Meilutyte im Alter zwischen 15 und 16 Jahren erreicht. Schnell nahm ihre Karriere außergewöhnliche Formen an. Vielleicht zu schnell: Denn der Brustschwimmstar aus Kaunas beendet jetzt mit erst 22 Jahren seine Karriere.

„Ich bin bereit, eine neue Lebensphase zu beginnen. Ich möchte einfache Dinge erleben, wachsen, mich und die Welt um mich herum besser verstehen“, teilte Meilutyte am Mittwoch mit. „Bisher habe ich mich dem Schwimmen hingegeben. Wegen des intensiven Trainingsplans habe ich meine Ausbildung verschoben, auf die ich mich jetzt konzentrieren möchte.“

Die Litauerin hatte bei den Olympischen Sommerspielen in London 2012 mit 15 Jahren die Goldmedaille über 100 Meter Brust gewonnen. Insgesamt holte sie bei internationalen Wettbewerben 20 Gold-, 10 Silber- und eine Bronzemedaille. Sie hält zudem noch den Kurzbahn-Weltrekord über 100 Meter Brust und die Europabestzeiten über 50 und 100 Meter Brust.

Zuletzt hatte sie aber mit mehreren Problemen abseits des Schwimmbeckens zu kämpfen. 2018 machte sie publik, dass sie wegen des hohen Erwartungsdrucks an Depressionen leide, was ihre Leistungen bei den Olympiaspielen in Rio negativ beeinflusst hatte. Schon im jungen Alter hatte sie ihre Familie und ihr Land verlassen, um in Plymouth, England, trainieren zu können. Nach der Enttäuschung in Rio 2016, wo sie keine Medaille gewinnen konnte, war sie erst nach Irland und dann nach Australien gezogen. Persönlich und sportlich ging es ihr aber nicht besser.

Anfang Mai gab der litauische Schwimmverband bekannt, Meilutyte habe binnen zwölf Monaten drei unangekündigte Dopingkontrollen verpasst. Wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Richtlinien drohte ihr eine Sperre von bis zu zwei Jahren. Ausgerechnet Meilutyte, die sich stets offensiv gegen Konkurrentinnen positioniert hatte, die des Dopings überführt wurden. Der nationale Schwimmverband hatte Meilutyte für die WM in Südkorea im Juli bereits nicht mehr nominiert. (VM)