piwik no script img

Blut und Gedärme, handgemacht

Von Anime bis Art-House: Das Japan-Filmfest Hamburg ist das älteste seiner Art im deutschprachigen Raum. Kommende Woche feiert es 20. Geburtstag

Von Wilfried Hippen

Das 1999 gegründete Japan-Filmfest Hamburg ist das älteste rein japanische Filmfestival im deutschsprachigen Raum. Im ersten Jahr war es als eine einmalige Veranstaltung anlässlich der damals 10-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Osaka und Hamburg geplant. Doch dann waren viele Hamburger Cineasten so begeistert von der Gelegenheit, neue Filme aus Japan zu sehen, dass es schnell zu einer Institution wurde. Jeweils im Mai, nach der in Japan so wichtigen Kirschblüte, findet es in mehreren Kinos statt.

Von Beginn an dabei ist das 3001-Kino im Schanzenviertel. Mit einem größeren Saal, in dem Premieren und Galavorstellungen repräsentativer veranstaltet werden konnten, kam nach einigen Jahren das Metropolis dazu. Seit 2014 ist das Studio-Kino die dritte Abspielstätte.

Zwischen dem 22. und 26. Mai werden knapp 80 Filme gezeigt, die Bandbreite der Formate reicht von experimentellen Kurzfilmen über Animes und Komödien bis zu anspruchsvollen Art-House-Filmen. Die meisten der Filme wurden in den vergangenen beiden Jahren produziert. Das Filmfest bietet also einen guten Querschnitt durch die Produktionen des aktuellen japanischen Kinos.

Welchen Stellenwert das Filmfest hat, lässt sich daran erkennen, dass über 40 Gäste aus Japan anreisen und mehrere internationale oder europäische Premieren im Programm stehen. Der Eröffnungsfilm „Tunguska Butterfly“ von Akira Nobi ist sogar eine Weltpremiere. Der Star dieses Dramas, das von der Freundschaft zwischen einer professionellen Diebin und einem verwahrlosten kleinen Mädchen erzählt, ist die Schauspielerin und ehemalige Pornodarstellerin Asami, für die dies der Abschluss ihrer Filmkarriere sein soll. In Hamburg können sich ihre deutschen Fans von ihr verabschieden.

Der Ehrengast, der mit einer eigenen kleinen Reihe gefeiert wird, ist in diesem Jahr weder ein Regisseur noch ein Darsteller, sondern der Spezialeffekt- und Make-up-Künstler Yoshinari Dohi. Er hat sich im japanischen Genre-Kino mit seinen handgemachten Splatter- und Gore-Effekten einen Namen gemacht. Wie gefragt seine Arbeiten sind, kann man daran erkennen, dass die fünf Filme, in denen seine Arbeit zu bewundern sein wird, alle in den beiden vergangenen Jahren produziert wurden. Der jüngste, „When You Wish Upon a Star“ von Katsumi Sasaki, wird als internationale Premiere gezeigt. Auch hier gibt es wieder zwei Heldinnen: eine junge Prostituierte und eine naive junge Frau, die aus den Fängen böser Zuhälter befreit werden muss.

20. Japan-Filmfest Hamburg: Mi, 22. bis So, 26. 5., 3001, Metropolis und Studio-Kino, jffh.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen