Zwischen den Stühlen

JAZZ-FREIHEIT Das zweitägige Festival „Jazz & the Edge of the Plate“ präsentiert morgen und am Samstag sechsmal freien Jazz ohne Scheuklappen

Jahrelang haben es Ex-Goldene-Zitronen-Schlagzeuger und Buback-Mitgründer Ale Dumbsky und sein kongenialer Radio-Kompagnon Harald Retzbach schon beim Freien Sender Kombinat getan, beim Internetradio ByteFM tun sie es als „Bonus Referat“ immer noch: Sich beherzt und ausdrücklich mit gut gelauntem Kulturpessimismus und je einem Sun-Ra-Gedicht zwei-, dreimal im Monat zwischen alle stilistischen Stühle setzen, respektive ebendort allerlei genrescheuklappenlose Akrobatik irgendwo zwischen Freejazz, Rap und Klassik erproben.

Folgerichtig ist auch ihr erstes gemeinsames Jazzfestival „Jazz & The Edge of the Plate“ nun erklärtermaßen ein Versuch, Jazz wieder als Ausdruck von Improvisation und freier Musik jenseits von Autohaus-Dixieland und Jazzkeller-Ästhetik zu etablieren. Sechs Bands und Künstler haben die beiden morgen und am Samstag ins sich derzeit mit der Reihe „We Insist!“ ohnehin mit Nachdruck zur Frei-Jazz-Instanz der Stadt mausernde Golem geladen.

Hören wird man dort morgen Abend mit Posaunist Geoffrey Dabrock (unter anderem: Plantomas, Rocket No. 9) und Schlagzeuger Dirk-Achim Dhonau (unter anderem: Capri di Rote Quintett, Eisenrot, Kaffeehausavantgarde) zwei der umtriebigsten Freigeister der hiesigen Jazzszene im Duo, den ebenso unerschrockenen wie offenherzigen Hamburger Schlagzeuger und Klangkunst-Produzenten Sven Kacirek, der letztes Jahr für sein beeindruckendes Kenia-Klangsammel-Projekt „The Kenya Sessions“ den Preis der deutschen Schallplattenkritik eingeheimst hat, sowie das Hamburger Free-Jazz-Urgestein Tisch 5.

Maximal intensive Freiheit nimmt sich am Samstag dann das Berliner Trio szsch, das zum ersten Mal in Hamburg zu Gast ist, anschließend verschmilzt das Hamburger Ensemble Du Verre Jazz um Schlagzeuger Sönke Düwer Improvisation und programmierte Elektronik, den frei swingenden Abschluss macht das Trio Hosho.  MATT

■ Fr, 14. 9. und Sa, 15. 9., je 20 Uhr, Golem, Große Elbstraße 14