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■ Oldenburg Retrospektive : Phedon Papamichael
Nach Ted Kotcheff im letzten Jahr widmet das Filmfest Oldenburg seine Retrospektive diesmal mit Phedon Papamichael einem Filmemacher, dessen Name eher weniger geläufig ist. Der 1962 in Athen geborene und in Los Angeles aufgewachsene Neffe von John Cassavetes hat bisher vor allem als Kameramann für Regisseure wie George Clooney, Alexander Payne oder Judd Apatow gearbeitet, daneben aber auch vier Regiearbeiten fürs Kino realisiert, von denen jedoch keine bei uns angelaufen ist. Schaut man sich die Filme, von denen sechs gezeigt werden, aber an, wird rasch klar, dass hier ein höchst interessanter Künstler zu entdecken ist.
Als Kameramann strebt Papamichael, anders als etwa Michael Ballhaus, nicht nach einer eigenen Handschrift. „Ich arbeite lieber an einem guten Film, als an einem, der gut aussieht“, sagt er: „Wenn mir jemand sagen würde, dass der Film richtig gut aussieht, hätte ich das Gefühl, mit meiner Arbeit gescheitert zu sein, weil sie sich in den Vordergrund gedrängt hätte.“ Uns so hat er es bei „The Million Dollar Hotel“ verstanden, sich Wim Wenders‘ sensiblen Blick auf Menschen, die in ihrer eigenen Welt gefangen sind, zu eigen zu machen, oder in dem Hollywood-Biopic „Walk the Line“ die Karriere von Johnny Cash auf eine sowohl Erinnerungen heraufbeschwörende als auch erfrischende Art zu bebildern. Von Papamichaels drei weiteren Arbeiten für James Mangold ist „3:10 to Yuma“ mit Russell Crowe und Christian Bale zu sehen, in dem die Landschaft des amerikanischen Westens wie in den Klassikern des Genres mustergültig als dramatisches Element eingesetzt wird. Ganz in den Dienst von Geschichte und Figuren stellen sich Papamichaels Bilder auch in „Unstrung Heroes“, Diane Keatons kammerspielartig erzähltem Regiedebüt aus dem Jahr 1995.
Dass Papamichael aber nicht nur imstande ist, die Vision eines anderen zu erspüren und in Bilder umzusetzen, sondern auch eine eigene zu entwickeln versteht, belegen seine beiden hier zu sehenden Regiearbeiten. „From Within“ aus dem Jahr 2008 ist ein Geisterfilm, der die ausgetretenen Pfade des Genres verlässt, in dem er nicht nur das Leben einer kleinen Gemeinde im ländlichen Maryland mit großer Genauigkeit schildert, sondern auch beängstigende Bilder für die Verführbarkeit von Menschen findet. Klugerweise haben sich Papamichael und sein Drehbuchautor Brand Keene hierbei nicht nur von neueren japanischen Horrorfilmen wie „The Ring“, sondern auch von amerikanischen Klassikern aus den 70er Jahren inspirieren lassen. An Bob Rafelsons oder Jerry Schatzbergs Filme aus ebendieser Zeit lässt Papamichaels neueste, als Weltpremiere zu sehende Regiearbeit „Lost Angeles“ denken. Mit einem geradezu liebevollen Blick verfolgt er darin die Wege dreier Verlorener durch eine verlorene Stadt. Eckhard Haschen
„The Million Dollar Hotel“ läuft Fr, 17.30 Uhr im Cinemaxxx 8, „3:10 to Yuma“ Do, 20 Uhr im Cinemaxx 7, „Unstrung Heroes“ Sa, 15 Uhr im Cinemaxx 8, „Walk the Line“ So, 14 Uhr in der JVA, „From Within“ Sa, 22.30 Uhr im CineK und „Lost Angels“ als Weltpremiere auf der Abschlussgala am So, 19 Uhr im Cinemaxx 5