: Eine durch und durch feministische Darbietung
Scharfer Intellekt gepaart mit dick aufgetragenem Glamour, eine große Lebensgier befruchtet von monströser Verzweiflung: Hanna Flanders war Gisela Elsner – und Hannelore Elsner war sie beide. Mit dem Schwarz-Weiß-Film „Die Unberührbare“ setzte Oskar Roehler 2000 seiner Mutter, der Schriftstellerin Gisela Elsner, ein bewegtes und bewegendes Denkmal. „Hanna Flanders“ nannte er die Figur im Film. Und es lag an Hannelore Elsner – die mit Gisela Elsner rein zufällig den Nachnamen teilte –, dass man sich diese Figur einfach merken musste, auch wenn man sich für Literatur vielleicht gar nicht interessierte.
Die Schriftstellerin Elsner trug zeitlebens eine Kleopatrafrisur, liebte den Luxus, wetterte gegen den Kapitalismus und verklärte als Westlerin die DDR. Wie die Mimin Elsner die schreibende Elsner sprechen, tanzen, lachen und vor allem weinen ließ, das war eine dichte, intime, radikale schauspielerische Leistung. Die schreibende Elsner zerbrach an ihrer Widersprüchlichkeit, ihr Leben endete im Suizid. Die schauspielernde Elsner ließ den traurigen, aber auch stolzen Furor dieser Exzentrikerin funkeln. Es war eine durch und durch feministische Darbietung. Dafür gebührt der Elsner Dank. Beiden Elsners. Katja Kullmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen