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Geprägt vom Bürgerkrieg

Für seine „eindringliche Absage an jede Form von Nationalismus“ erhält der bosnische Schriftsteller Dzevad Karahasan am Sonntag den Bremerhavener Jeanette-Schocken-Bürgerpreis für Literatur

Der bosnische Schriftsteller Dzevad Karahasan erhält am Sonntag den mit 7.500 Euro dotierten Bremerhavener Jeanette-Schocken-Bürgerpreis für Literatur.

Karahasans Werk zeige den Menschen in seiner Verführbarkeit und beschreibe staatliche Systeme und ihren moralischen Verfall, begründete die Jury ihre Entscheidung. „Alle seine Bücher vereinen sich zu einer eindringlichen Absage an jede Form von Nationalismus und ideologischer Engstirnigkeit.“ Karahasan, der in Graz und Sarajewo lebt, erlebte von 1992 bis 1995 die Belagerung Sarajewos im jugoslawischen Bürgerkrieg und zeichnete in seinen ersten Büchern minutiös nach, wie diese einst multiethnische Stadt danach zu existieren aufhörte.

Der Autor wurzelt nach Auffassung der Jury gleichermaßen in antiken, islamischen und christlichen Traditionen: „Er ist ein Spezialist für abendländische und morgenländische Philosophie, kennt die theologischen Verästelungen des Christentums und des Islam und plädiert unbeirrbar für Menschlichkeit und Toleranz.

Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Er erinnert an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 und soll ein Zeichen setzen gegen Unrecht, Gewalt, Hass und Intoleranz. Die Auszeichnung ist nach der Bremerhavener Jüdin Jeanette Schocken (1883–1942) benannt, die 1941 nach Minsk deportiert und dort ermordet wurde.

Der Preis wird von Bremerhavener BürgerInnen gestiftet und ist in dieser Form bundesweit einzigartig. Er wurde 1991 erstmals vergeben, damals an die österreichisch-amerikanische Schriftstellerin Irene Dische. 2017 ging er an den schwedischen Schriftsteller und Übersetzer Aris Fioretos. Weitere Preisträger sind unter anderen George Tabori, Ursula Krechel und Gerhard Roth. (epd)

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