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wortwechselAus der Zeit gefallene Geschichten über Jesus

Die einen suchen nach der Wahrheit auf Golgotha, die anderen suchen eine alternative Spiritualität, und wieder andere fragen sich, wie es mit dem Klima weitergeht

Bedingungslose Liebe

„Am dritten Tag stand er auf“, „Spiritualisierung des Abendlandes“, taz vom 20./21. 4. 19

Die zwei Artikel zeigen mal wieder, dass wir es als Christen ordentlich „verkackt“ haben, unsere Markenbotschaft rüberzubringen. Da haben wir sie schon so einladend „Frohe Botschaft“ genannt …

Zugegebenermaßen geben sich einige alte Herren in hohen und höchsten Ämtern und zeitlosen Klamotten alle Mühe, Kirche und Religion so lächerlich wie möglich erscheinen zu lassen. Ein paar Ewiggestrige geben sich auch Mühe, den Kern unserer Markenbotschaft hinter moralinsauren Ansichten zu verstecken. Bei einigen kann ich es auf die andere Fraktion schieben, aber auch wir Evangelischen basteln am schlechten Image mit.

Die Überlegungen Johannes Frieds, Professor für mittelalterliche Geschichte, zur Wahrheit auf Golgatha sind völlig aus der Zeit gefallen. Durch alle Jahrhunderte hinweg gab es kluge Menschen, die versucht haben, die christliche Botschaft von solchen „Nebenkriegsschauplätzen“ zu befreien. Stellvertretend seien Albert Schweitzer und Rudolf Bultmann genannt. Anfang des 20. Jahrhundert stellt Albert Schweitzer fest, dass Jesus nicht historisch sein dürfe, da sonst – leger gesprochen – die religiöse Wahrheit zum Spielball der Wissenschaften werde. Bei Johannes Fried finden wir das bestätigt. Rudolf Bultmann betrieb die Entmythologisierung und verwarf die Frage, ob die Wunder so oder anders geschehen seien, sondern fragte danach, was uns diese (Wunder-)Geschichten sagen sollen.

Wen interessiert, ob Jesus auf Golgatha wirklich starb. Wichtig ist, dass Gott oder das Göttliche uns gerade in den schweren Zeiten erreichen will. Der Vorhang im Tempel zerriss im Moment des Todes. Der Weg eines jeden zu Gott steht offen! Das ist Karfreitag. Die Suche nach Spiritualität kann heute noch ihre Antwort im Christlichen finden, wenn dann mal nur die Markenbotschaft besser sichtbar würde: bedingungslose Liebe, die in einem achtsamen und wertschätzenden Miteinander aller Menschen und der Natur mündet. Peter Untermann, München

Nicht authentisch

„Am dritten Tag stand er auf“, taz vom 20./21. 4. 19

Der Artikel ist interessant zu lesen, aber er enthält einen ganz gravierenden Fehler: Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, ist nicht identisch mit dem Evangelisten Johannes. Es gab auch nichts Schriftliches von Augenzeugen oder von Jesus selbst.

In den ersten Jahrzehnten nach Jesus wurden die Geschichten nur mündlich überliefert. Die Evangelisten haben dann später diese mündlichen Überlieferungen gesammelt und niedergeschrieben.

Der Erste war der Evangelist Markus, dessen Evangelium um das Jahr 70 nach Christus entstanden sein soll. Dann folgte der Evangelist Matthäus etwa 10 Jahre später. (Dieser Evangelist wird übrigens auch gern mit dem gleichnamigen Jünger verwechselt). Johannes war der letzte Evangelist, etwa um das Jahr 100. Es ist also alles andere als ein Augenzeugenbericht, wie es in dem Artikel gesagt wird.

Man stelle sich heute mal vor: Es würde jetzt jemand über Ereignisse schreiben, die vor 100 Jahren geschehen sind, über die es keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt, sondern nur mündliche Überlieferungen. Selbst beim besten Willen – wie authentisch wäre das wohl?

Manfred Hennecke, Olsberg

Reisen in Europa

„Nein, bei Europa“, taz vom 18./19. 4. 19

Die EU ist der Grund dafür, dass wir in jeden Mitgliedstaat reisen können? Bereits in den 60er Jahren sind wir einfach mit unserem behelfsmäßigen Westberliner Personalausweis ins Auto gestiegen und nach GB, Norwegen, Dänemark, Schweden, Jugoslawien gefahren (damals und heute alles keine Mitgliedstaaten) und natürlich auch in die Gründungsstaaten der EWG, vor dem Schengener Abkommen und den Verträgen von Maastricht.

Mario Müller, Berlin

Dürresommer

„Bier ist mit CO2-Ausstoß verbunden“, taz vom 25. 4. 19

Ja, meine lieben tazler, wir wissen es inzwischen. Wir müssen den CO2-Ausstoß mit einrechnen in unser Leben, damit der Klimawandel aufgehalten werden kann. Aber dies ist ein Prozess, der etwa 100 Jahre in Anspruch nehmen wird, um die Werte von 1900 in unserer Atmosphäre zu erreichen. Wir kennen das Ziel, aber was machen wir bis dahin? Noch so ein Dürresommer wie 2018 und die Vegetation in Deutschland wird sich massiv verändern. Kommt dann ein feuchter Sommer mit gaaaanz viel Regen, wird alles an fruchtbarer Krume weggeschwemmt.

Die Frage an die Journalisten: Wie sieht das Wassermanagement in Deutschland aus? Sind alle Löschteiche in den Dörfern wieder auf Vordermann gebracht worden (großes Problem 2018)? Sind in den Wäldern Löschteiche angelegt worden? Sind die Schleusen und Siele in Norddeutschland repariert und gewartet? Wie weit ist die Renaturierung der Auenwälder vorangeschritten? Wie weit ist die Aufforstung von knickfreien Feldern vorangeschritten? Welche kurzfristigen Lösungen gibt es für zu wenig oder zu viel Wasser? Arne Matschinsky, Hamburg

Galaxie der Fabelwesen

„Mit der Machete in der Hand“, taz vom 20./21. 4. 19

Willkommen bei der 120. Folge von Peter Unfrieds bi-weekly Soap „Die Vernünftigen und die Unvernünftigen“. Das Drehbuch wie immer: Die unvernünftigen Linksalternativen versemmeln die Zukunft – während die progressiven Brückenbauer (Unfried selbst, Wilfried Kretschmann, Cem Özdemir usw.) nur entsetzt den Kopf schütteln. Der Unvernünftige diesmal: Anton Hofreiter, der in einem Interview mit dem DLF kategorisch Ja zu den Schülerprotesten gegen den Klimawandel gesagt hat. Ich habe das Interview gehört: Hofreiter hat sich allen Versuchen des DLF-Moderators widersetzt, dieses Ja zu relativieren. Es war die Aufgabe des Moderators, dieses Ja infrage zu stellen. Und es war legitim, dass Hofreiter sich auf kein Einerseits-andererseits einließ.

Diese mangelnde Geschmeidigkeit ist für Unfried jedoch mal wieder ein Beleg dafür, dass nur die sagenumwobenen „konstruktiv Vernetzten“ die Welt retten können. In welcher Galaxie diese Fabelwesen leben, blieb wie in den vorigen 119 Folgen der Dauercliffhanger. Spoilerversuch meinerseits: Unfried meint möglicherweise das Duo Wilfried Kretschmann & Thomas Strobl, das sich in Baden-Württemberg gegenseitig paralysiert. Oder das Duo Volker Bouffier & Tarek Al-Wazir, das in Hessen beinharte CDU-Politik implementiert. Thomas Damrau, Böblingen

„Schon wieder richtig Sommer“, taz vom 25. 4. 19

Bio wird zum Luxusgut

Da nun auch die Biolandwirte dem Klimawandel nicht mehr standhalten können trotz guter Bodenpflege, sinken die Erträge und Einkommen. Der Markt reagiert bei knappem Angebot mit erhöhten Preisen, die auf den Verbraucher abgewälzt werden. Die CO2-Steuer und der Emissionshandel kommen noch oben drauf. Biolebensmittel werden so zum Luxusgut für Reiche. Ackergifte verunreinigen den Boden, und die Artenvielfalt nimmt weiter ab. Warum werden 90 Prozent der Entschädigungsanträge aus dem Sommer 2018 nicht bearbeitet und ausgezahlt?

Thomas Bartsch-Hauschild Hamburg

Das wird nichts

Bei der Forderung, Klimaschutz sozial gerecht zu gestalten, kommen mir die Tränen; ich fürchte, wenn man dies fordert, wird aus dem Klimaschutz nichts werden. Felder zur Anwendung sozialer Gerechtigkeit sehe ich bei der Senkung von Sozialabgaben für Geringverdiener, kostenlosen Kitas, kostenlosem Schulessen und ebensolcher Nachmittagsbetreuung; was dies mit dem Klima zu tun hat und warum dies mit einer eventuellen CO2-Besteuerung verbunden sein soll, erschließt sich mir nicht. Roland Benz, Kelkheim

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