wie machen sie das?
: Der Baum­kletterer

Die Aktionen im Hambacher Forst haben das Klettern auf Bäume wieder bekannt gemacht. Für Kevin Grön, 30, ist das Alltag. Er ist gelernter Hochseilkletterer und Baumpfleger in Berlin.

taz am wochenende: Herr Grön, Sie klettern täglich auf Bäume. Da muss man ja erst mal hochkommen. Wie machen Sie das?

Kevin Grön: Es beginnt mit einer Bigshot. Das ist quasi eine Riesenzwille mit zwei Metern Durchmesser. Mit der schleuderst du ein dünnes Seil mit einem Gewicht vorne dran zwischen eine Astgabel.

Klingt wie die fancy Version einer Steinschleuder. Geht es noch anders?

Bei kleineren Bäumen kannst du das Seil mit dem Gewicht wie ein Pendel hin und her schwingen, um es aus dem Handgelenk über eine Astgabel zu werfen. Ist das geschafft, werden stabilere Steile daran befestigt und hochgezogen, und dann kann man sein Klettersystem einbauen. Dann hältst du dich an den Seilen fest und läufst den Baum hoch.

Hat es lange gedauert, das zu lernen?

Ich mache das jetzt seit einem halben Jahr hauptberuflich und glaube, dass ich ein Talent dafür habe.

Warum müssen Sie überhaupt klettern? Kann man nicht auch anders auf die Bäume kommen?

Erste Wahl ist schon ein Hubsteiger oder eine Hebebühne. Geklettert wird nur, wenn man mit diesen Geräten nicht an den Baum heran­kommt, etwa auf Privatgrundstücken oder im Park.

Wie ist es für Sie, Wind und Wetter ausgesetzt zu sein?

Mein Sportlehrer hat immer gesagt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Wenn es aber regnet, richtig stürmt oder friert, dürfen wir nicht klettern.

Fühlen Sie sich sicher da oben?

Angst ist ein schlechter Begleiter in dem Job. Nie ausschließen kann man aber, dass die Astgabel, über die man geworfen hat, nicht wirklich sicher ist. Da kann eine Fäule drin sein, ein Riss oder Bruch. Das kann von unten total stabil aussehen, und dann kommst du oben an und siehst: Oh, shit.

Haben Sie eine emotionale Beziehung zu Bäumen?

Klar. Aber ich bin jetzt keiner, der Bäume umarmt oder ein fanatischer Umweltschützer ist.

Was war Ihr spannendstes Erlebnis im Baum?

Der Moment, als ich die Krone an einer 35-Meter-­Eiche gekappt hatte, der war schon echt speziell. Denn durch das Kappen muss sich der Baum erst wieder ausbalancieren. Du sitzt dann da oben drin und wirst erst mal durch die Luft geschleudert.

Haben Sie einen Lieblingsbaum?

Ich mag Buchen sehr gerne. Einmal, weil ich die so ästhetisch finde. Sie haben oben auch eine richtig schöne Astgabel, in die man sich perfekt einschießen kann. Interview: Hannah Bernstein