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Schleck, schleck, schleck

Hamburger Bischof weiht supileckeres Olivenöl

Hip, hip, hallelujah und Glückauf Jesus! Die neuen Chrisam-Öle sind da! Gerade noch rechtzeitig zur Salbungssaison im Frühjahr hat der katholische Erzbischof Stefan Heße, der den Hamburger Sprengel unter dem Krummstab hält, gestern via EPD angekündigt, am Montag endlich wieder eine Charge des liturgisch unverzichtbaren Lipids zu weihen. Chrisam-Öle, erfuhren wir, sind handelsübliche kaltgepresste Olivenöle, die mit Vanille, Zimt und Myrrhe für den kirchlichen Gebrauch an Täufling, Firmling, Priesterweihling und Sterbling aufgepimpt werden. Damit das Sakralfett seine Superkraft entfalten kann, muss vorher aber offenbar ein waschechter Bischof mit dem ungewaschenen Segnungsfinger durch das Ölfässchen wischen. Ganze vier Liter Heiltran pro Jahr werden in Heßes Bistum von Hamburg, Mecklenburg und Schleswig-Holstein für das Seelenheil der Gläubigen vergossen oder mit kreisförmigen Bewegungen in den sündigen Leib massiert. Kulinarisch ist die mediterrane Note der leichten Chrisam-Öle zweifellos ein Gewinn für die traditionell unverdauliche Spiritualität des Nordens. Früher wurde jenseits der Elbe noch mit Schmalzwickeln getauft, während Todgeweihte bei der letzten Ölung mit einer seifigen Schweineschwarte fest abgeschrubbt wurden.

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