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Archiv-Artikel

Alters-WG oder Reihenhaus?

VON BARBARA DRIBBUSCH

1. Die Unterschicht …

a) … hat keine Tischmanieren, auch bei McDonald’s kann man schließlich ordentlich essen. (1)

b) … drückt sich oft in Sprachen aus, die ich leider nicht verstehe. (3)

c) … blockiert mit ihren Bier-Sixpacks die Schlange an der Kasse, wenn ich am Samstag bei Lidl einkaufen gehe. (2)

2. Welchen Satz haben Sie im Suff schon mal gesagt?

a) „Mal ehrlich: Mit 345 Euro im Monat plus Miete kann man doch auskommen.Wir hatten als Studenten viel weniger!“ (1)

b) „Erst kamen die Polen. Und bald machen uns die Rumänen den Jobmarkt kaputt.“ (3)

c) „Die Rentnerinnen leben einfach zu lange – das ist es doch, was unser Sozialsystem sprengt!“ (2)

3. Sie haben ein Reihenhaus gekauft und sich dabei verschuldet. Da hören Sie, dass nebenan eine therapeutische Wohngemeinschaft aus Exfixern einziehen soll. Was machen Sie?

a) Ich spende, es kann nicht genug therapeutische WGs geben. (3)

b) Ich lasse meine Beziehungen zum Bezirksstadtrat spielen, damit das Projekt woanders einzieht. (1)

c) Ich frage nach, ob mir die jungen Leute nicht für ein Euro die Stunde bei meiner Renovierung von Bad und Küche zur Hand gehen können. (2)

4. Sie werden auf eine einsame Insel verbannt und dürfen nur eins der drei folgenden Bücher mitnehmen. Welches wählen Sie?

a) Peter Hahne: „Schluss mit lustig“ (1)

b) Karl Marx: „Das Kapital“ (3)

c) Heinz G. Konsalik: „Und alles nur der Liebe wegen“ (2)

5. Ihr(e) Partner(in) entdeckt, dass Sie eine Affäre haben. Was sagen Sie?

a) Das ist Gen-Shopping, Darling. Ich musste es tun. Ist ein evolutionsbiologisches Programm tief in mir. (2)

b) Lass uns mal wieder das Experiment einer offenen Beziehung starten wie früher, die 70er-Jahre waren doch gar nicht so schlecht. (3)

c) Was für eine Affäre? Das bildest du dir nur ein! (1)

6. Wenn Sie 80 Jahre alt geworden sind, dann wollen Sie …

a) … eine Alterswohngemeinschaft gründen, in der wir endlich die Balance aus mitmenschlicher Zuwendung und Autonomie leben können, aber diesmal mit zwei Bädern, Geschirrspülmaschine und Putzhilfe. (3)

b) … sich in den Gemeindekirchenrat wählen lassen. (1)

c) … Heroin gegen die Altersdepression auf Rezept bekommen, wie es der Schweizer Psychoanalytiker Paul Parin schon gefordert hat. (2)

7. Ihr Kind soll in eine Schule mit 48 Prozent Ausländeranteil gehen, weil Sie in deren Einzugsgebiet wohnen. Was machen Sie?

a) Ich melde unseren Wohnsitz um, das machen alle meine Bekannten genauso. (2)

b) Ich schicke mein Kind dann lieber auf die örtliche Waldorf-Schule, auch wenn ich die Anthroposophen immer für schlappe Softis gehalten habe. (3)

c) Wo ist das Problem? Wir wohnen in einem Diplomatenviertel. Ich finde es gut, wenn im Unterricht viel Englisch gesprochen wird. (1)

8. Was halten Sie von Angela Merkel?

a) Ist doch gut, dass mal eine Frau … (1)

b) Lafontaine sieht auch nicht besser aus (2).

c) Es ist die Politik, die entscheidet. Also nein danke. (3)

9. Funktioniert der Mensch Ihrer Meinung nach mit Autoritäten und Hierarchien besser?

a) Welche Autoritäten? Mein Chef wird sowieso jedes Jahr ausgewechselt. Hauptsache, die Sekretärin bleibt dieselbe. (2)

b) Ich bin für klare Hierarchien – aber nur, wenn die ChefInnen dann auch die Verantwortung tragen, falls was schief geht. (1)

c) Meine einzige Autorität für mich ist meine Yogalehrerin. (3)

10. Ich weine am ehesten …

a) … wenn ich die Johannes-Passion von Bach höre. (1)

b) … in meinen Therapiestunden. (3)

c) … wenn der DAX wieder unter 4.000 Punkte sackt. (2)

11. Sollte man Haschisch legalisieren?

a) Ja, damit diese kleinbürgerliche, miefige Kifferszene endlich ihren kläglichen Rest an Mystik verliert. (1)

b) Vielleicht doch nicht. Ich habe Kinder. Und Haschisch kann den Ausbruch von Psychosen begünstigen. (3)

c) Mir wurscht. Ich bin sowieso schon lange auf Rotwein umgestiegen. (2)

12. Welche der drei folgenden Verhaltensweisen wäre für Sie moralisch am verwerflichsten?

a) Die Zeche prellen in einem teuren Restaurant, wo der Kellner am Ende möglicherweise das Defizit in der Kasse selbst ausgleichen muss. (2)

b) Sich das Nervengift Botox in die Stirn spritzen zu lassen, um glatter und jünger zu wirken. (1)

c) Angela Merkel wählen. (3)

13. Was ist für Sie der Unterschied zwischen „Networking“ und „schleimen“?

a) Was heißt hier „schleimen“? Die Asiaten sagen dazu „listig“. (2)

b) Diese Begriffe sagen mir nichts. Normale Höflichkeit reicht doch aus. (1)

c) Mir sieht man leider immer an, wenn ich jemanden für ein Arschloch halte. (3)

14. Auf einer Party lernen Sie jemanden kennen, der Ihnen alsbald erzählt, dass er gerade seinen Job verloren hat. Was tun Sie?

a) Ich analysiere mit ihm die Fehler unseres politisches Systems. (3)

b) Ich verberge mein Mitleid, denn Mitleid ist entwürdigend, und verabschiede mich höflich zum Buffet. (1)

c) Ich versorge ihn hilfsbereit mit ein paar Jobinfos, die mir neulich zu Ohren kamen. (2)

15. Sie spielen in einer Band. Welcher Textzeile können Sie noch am ehesten etwas abgewinnen?

a) Wir lächeln uns an, du kommst nä-her, wir enden am Samstag um zwei bei I-kea. (1)

b) Lass meinen Drachen steigen. (3)

c) Auch das Mittelmaß macht Spaß. (2)

16. Welche Begriffe kennen Sie?

a) „Aggro“ (2)

b) „Wertschöpfungsabgabe“ (3)

c) „REIT“ (1)

17. Im Job tragen Sie

a) … Anzug, Krawatte, Hosenanzug oder Kostüm mit Einstecktuch (1)

b) … Hüfthose, damit man meinen jugendlichen Flachbauch gut sieht im Sinne des vorteilhaften Body Placement (2)

c) … braune Schuhe als ultimative Subversion des Dresscodes, denn „brown shoes don’t make it“ (Frank Zappa) (3)

18. Echte Subkultur ist für mich …

a) … das Belauschen einer Runde von vier 70-jährigen Damen bei Karstadt oben im Restaurant um 16 Uhr. (3)

b) … das Studieren der „Western Mail“ für deutsche Country&Western-Kultur. (1)

c) … auf dem nächsten Gewerkschaftstag von Ver.di alle Änderungsanträge genau durchlesen und sauber abheften. (2)

19. Welche dieser drei Weltrevolutionen würden Sie bevorzugen?

a) Den gleichen Spitzensteuersatz weltweit für alle Reichen. (3)

b) Jeder Mensch hat das Recht, fünf Minuten in seinem Leben in einer Fernsehtalkshow zu Wort zu kommen und dabei nicht über sein Sexualleben reden zu müssen. (1)

c) Jeder Hundehalter muss die Kacke seines Tiers selbst aufheben und wegmachen, überall. (2)