: Überforderter Schlussmann
3. LIGA Nach der 0:2-Heimniederlage des VfL Osnabrück gegen den Erzrivalen Münster herrscht schlechte Stimmung bei den Niedersachsen. Immerhin: Zu Gewalt zwischen den Fans kam es nicht
VfL-Trainer Claus-Dieter Wollitz
Es ist schwer zu sagen, wer mehr angefressen ist. Claus-Dieter „Pele“ Wollitz, der Trainer des Fußballdrittligisten VfL Osnabrück, oder die Fans der Lila-Weißen. Denn im eigenen Stadion an der Bremer Brücke gegen den Erzrivalen aus dem 50 Kilometer entfernten Münster zu verlieren, tendiert bei den Niedersachsen in Richtung Weltuntergang. Das spürt man nach dem Abpfiff auf den Rängen, an den Bierständen vor der Arena und bei der Pressekonferenz. Denn Wollitz hat für die Pressevertreter lediglich drei Sätze parat: „Wir haben uns schlecht vorbereitet. Wir haben verdient verloren. Danke schön.“
Vielleicht wurmt den als Motivationsguru bekannten Coach auch, dass sich sein Kollege von Preußen Münster mit seiner erfolgreichen Motivationsmaßnahme brüstet. Ein Plakat der eigenen Fans hat er beim Training aufhängen lassen: Seit 18 Jahren habe Preußen in Osnabrück nicht mehr gewinnen können. Eigentlich sind es 22 Jahre, aber die 18 haben als Motivation auch gereicht. Münster besiegt Osnabrück mit 2:0 (1:0).
Doch das Hauptaugenmerk besonders der Presse gilt bei dieser Partie sowieso den Sicherheitsvorkehrungen. Bei der letzten Begegnung vor fast genau einem Jahr hatte ein Sprengkörper aus dem Preußen-Fanblock mehrere Menschen teilweise schwer verletzt.
Diesmal zeigt die Polizei schon bei der Abfahrt in Münster massive Präsenz. Dennoch explodieren noch vor Abreise Bengalos. Aber in Osnabrück bleibt alles ruhig. Keine großartigen Provokationen von beiden Seiten. Dafür sorgt auch das Spiel, das zu den besseren in dieser Saison gehört, da beide Vereine zu Recht oben stehen.
Der VfL wird von den Gästen clever am sonst so erfolgreichen Kurzpassspiel gehindert. Die Preußen haben zunächst die besseren Möglichkeiten: Zweimal müssen die Abwehrspieler für den geschlagenen Osnabrücker Ersatzkeeper Nils Zumbeel auf der Linie retten.
Im Osnabrücker Aufbauspiel fehlt die gesperrte Nummer eins Manuel Riemann. Denn als eine Art Libero ist der fußballerisch talentierte Keeper immer Anspielstation für seine Vorderleute. Dass sein erst 22-jähriger Ersatz Zumbeel diese Qualität nicht mitbringt, haben die Osnabrücker Verteidiger offensichtlich nicht ganz kapiert.
Zumbeel wird daher eher von seinen eigenen Leuten in Verlegenheit gebracht, als von den Angriffen der Gegner. Ein Rückpass in der 43. Minute wird zum spielentscheidenden Moment: Der überforderte Torhüter schießt den Ball direkt in die Füße von Preußens Matthew Taylor, der auf Amaury Bischoff passt. Gegen dessen Schuss ist Zumbeel machtlos – 0:1.
Auch nach dem Gegentor haben Wollitz’ Schützlinge die Lage nicht verstanden und zwingen den Schlussmann weiter zu halsbrecherischen Pässen. Dass in der Nachspielzeit Dimitrij Nazarov zum 0:2-Endstand ins leere Tor trifft, interessiert im ausverkauften Stadion nur noch die 2.000 mitgereisten Münsteraner. HEIKO OSTENDORF