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Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Diese Kolumne steht schon prinzipiell im Dienst des kulturellen Austauschs, der auch über die Grenzen hinweg befördert sein will, und so geht es dann manchmal hin und her mit der Kultur im sich aufschaukelnden Taumel, bis man verwirrt aufschaut und sich fragt, wo man jetzt eigentlich zu stehen gekommen ist.

Es geht also mal wieder um Laibach, die slowenischen Stiefelschrittrocker, die auch eine Art kulturelle Sonderbotschaft für Nordkorea übernommen haben, seitdem die Band vor ein paar Jahren dort in dem lieblichen Ländchen einen Auftritt absolviert hatte. Dass das Ländchen lieblich ist, das weiß man natürlich aus der nordkoreanischen Propaganda. Die zeigt gern Bilder von anmutig choreografierten Massen, die ihren Kim Jong Un einfach toll finden müssen … Bilder, wie sie selbst das visuell abgezockte Propagandadepartment von Laibach sich nicht mal auszudenken trauen würde. Und dann spielte die Band mit dem eingebauten Totalitarismusverdacht eben in dem Land mit dem eingebauten Totalitarismus, ein Coup, mit dem sich Laibach ein Comeback in der internationalen Politik erkämpften. Und die Band spielte vor allem Lieder aus dem „The Sound of Music“-Musical, weil die in Nordkorea wohl von einer allgemeineren Bekanntheit sind – während in Österreich etwa „My Favorite Things“ aus diesem Musical weitgehend unbekannt sein soll: Obwohl doch die in dem Musical (und Film) erzählte Geschichte in Österreich ihre Heimat hat mit der singenden Trapp-Familie, immer hin und her geht es, und jetzt singt halt Milan Fras von Laibach aus Österreichs Nachbarländchen Slowenien mit seiner fast schon altersmild grummlig klingenden Feldherrnstimme von den Strudeln und Schnitzeln mit Nudeln als den „Favorite Things“. Inzwischen gibt es Laibachs Neuinterpretation von „The Sound of Music“ auch als Album, am Sonntag hat man die Livewerbung im Admirals­palast dazu, wo dann neben dem Lied mit den Schnitzeln und Strudeln als Importware im Hin und Her der Kulturen auch „Arirang“ zu hören sein wird, das bestimmt bekannteste Lied Koreas, das in beiden Teilen, Nord wie Süd, als inoffizielle Hymne geschätzt wird (Friedrichstr. 101, 20 Uhr, VVK: 39 €).

Mehr vom Kulturaustausch: Hosna Parsa aus Teheran ist mit traditioneller iranischer Musik vertraut und spielt die Kamantsche, ein Geigeninstrument. Theo Nabicht aus Berlin weiß, was Neue Musik und Hardcoreimprovisation ist, und spielt Kontrabassklarinette. Heute am Donnerstag spielen beide im Ausland zusammen und machen sich musikalisch miteinander vertraut (Lychener Str. 60, 20 Uhr, 9 €).

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