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Bremen prüft Druckraum

Für einen Drogenkonsumraum in Bremen soll eine Studie im Auftrag des Senats mögliche Konzepte untersuchen. Die Grünen kritisieren, dass Suchtkranke bislang vom Hauptbahnhof verdrängt werden

Räume für den Drogenkonsum

Seit 2000 ist in Paragraf 10 des Betäubungsmittelgesetzes geregelt, inwiefern ein Drogenkonsumraum legal ist.

Aktuell gibt in 24 Städten solche Räume, mit sehr unterschiedlichen Konzepten. Teilweise niedrigschwellig, teilweise nur für bestimmte Personen; teils mit, teils ohne Beratungsangebote.

Für die Kosten verweist der Senat auf ein Beispiel in Berlin: Bei zwei MitarbeiterInnen und Öffnungszeiten von acht Stunden an sieben Tagen pro Woche, kostet der Druckraum 750.000 Euro pro Jahr.

Von Jean-Philipp Baeck

Der Senat prüft die Einrichtung eines Drogenkonsumraums in Bremen. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen hervor. Demnach wurde das Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Uni Bremen mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die unter anderem klären soll, welchen Bedarf es dafür gibt und welches Konzept in Bremen geeignet wäre. Ergebnisse der Studie sollen Ende Juni vorliegen.

Hintergrund der Anfrage ist das im September beschlossene neue „Sicherheitsprogramm“ für den Bereich des Hauptbahnhofes, zudem auch die Prüfung der Möglichkeit zähle, inwieweit die Einrichtung eines Drogenkonsumraums die Situation von Suchtkranken verbessern kann.

Rechtlich ist es seit dem Jahr 2000 legal, einen Drogenkonsumraum anzubieten – als eine Einrichtung, in der Abhängige die Gelegenheit haben, selbst mitgeführte Drogen zu konsumieren. Damit sollen unter anderem Infektionskrankheiten vermieden werden, die sich Abhängige zuziehen, wenn sie sich vor dem Setzen einer Nadel zum Beispiel nicht waschen können, aber auch Anwoh-nerInnen andernorts entlastet werden, an denen sich Abhängige in der Öffentlichkeit einen Schuss setzen.

Für die vom Senat beauftragte Studie sollen dazu nun auch Interviews, etwa mit PolizistInnen und SozialarbeiterInnen geführt werden.

Der grüne Gesundheitspolitiker Nima Pirooznia betont, dass es sich bei den Betroffenen um Erkrankte handelt, denen Hilfe angeboten werden müsse. „Ein Druckraum wäre so ein Angebot und für eine Großstadt wie Bremen genau der richtige Schritt“, sagt er. Der Raum müsste zentral liegen und am besten mit den Hilfsangeboten einer Suchthilfe-Einrichtung verbunden sein.

Kritik hat der Grüne an der Politik von SPD-Innensenator Ulrich Mäurer am Bahnhof. Um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen finde dort ein Verdrängungsmechanismus statt: „Sucht-erkrankte Menschen werden jetzt verschoben“, sagt Pirooznia. „Meine Beobachtung ist, dass man die Leute nun statt am Hauptbahnhof an der Haltestelle am Dobben antrifft. Das ist ja nicht die Lösung.“

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