Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Einen neuen Dreh für einen alten Superhelden fanden die Regisseure Bob Persichetti, Peter Ramsey und Rodney Rothman in ihrem Animationsfilm „Spider-Man: A New Universe“. Hier ist der dank des Bisses einer radioaktiven Spinne mit Superkräften ausgestattete Spider-Man nun nicht mehr (nur) der gute alte Peter Parker, sondern (auch) ein Afro-Latino namens Miles Morales: ein junger, in der Graffiti- und HipHop-Kultur verwurzelter New Yorker, der bei seinen Abenteuern Hilfe von diversen Spider-Männern und -Frauen (und Spider-Ham, einem Schwein im Spinnenkostüm) aus verschiedenen Paralleluniversen bekommt. Das ist witzig im Detail, intelligent erzählt und sieht spektakulär aus: Die Animation ist erstklassig, die Actionszenen bestechen mit ihrem Detailreichtum. Der amerikanischen Academy war das den Oscar für den besten Animationsfilm wert (OmU, 9.–10. 3, 12.30 Uhr, B-ware! Ladenkino).
Um einen guten Film des amerikanischen Regisseurs Rob Marshall zu finden, muss man eine kleine Zeitreise machen: Sein wohl bestes Werk ist „Chicago“ (2002), das auf dem gleichnamigen Bühnenmusical von Bob Fosse, Fred Ebb und John Kander basiert und die Geschichte eines Revuestars (Catherine Zeta-Jones) und eines Möchtegern-Starlets (Renee Zellweger) erzählt, die sich als Mörderinnen im Gefängnis begegnen und einen schlitzohrigen Anwalt (Richard Gere) engagieren. Recht geschickt gelingt es Marshall, das tänzerische Unvermögen der Hauptdarsteller in seiner Inszenierung zu kaschieren: Mithilfe von Dekorationen und einem um die Stars herumtanzenden Corps de Ballet macht er die Räume in den Musiknummern ganz eng – Dynamik entsteht hier nicht durch Performance, sondern durch die Montage (OmU, 8. 3., 17.15 Uhr, Babylon Mitte).
Die Filme von Jacques Tati sind nicht allein für den anarchischen Kampf des Komikers gegen die Effizienz modernen Welt bekannt, sondern auch für ihren höchst innovativen Umgang mit dem Ton. Während Dialoge in „Die Ferien des Monsieur Hulot“ (1953) lediglich zur Hintergrundatmosphäre beitragen, erfand Tati konkret eine Reihe von Gags um nervende Geräusche: etwa die unverständliche Durchsage auf dem Bahnhof, die die Fahrgäste auf den falschen Bahnsteig schickt, oder die lauten Jazzplatten und das klackernde Pingpong eines Tischtennisspiels, mit dem M. Hulot die Pensionsgäste in einem französischen Badeort in Rage bringt. Denn Hulot ist der einzige, der wirklich Ferien macht – die anderen Gäste haben sich längst in einen Urlaub gefügt, der so geregelt abläuft wie sonst das Arbeitsleben (OF, 12. 3.,19.30, Arsenal 2).
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